Chronische viszerale Schmerzen

Praxis-Depesche 4/2015

Bauchgefühl ist Kopfsache

Anders als bei entzündlichen Darmerkrankungen haben die Schmerzen beim Reizdarmsyndrom keinen inflammatorischen Hintergrund. Das sieht man im Gehirn.

Oft sind chronische Entzündungserkrankungen und Schmerzzustände mit regionalen Dickenänderungen der Hirnrinde verbunden. Dazu zählen auch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa (CU) und das Reizdarmsyndrom (RDS). Eine Studie liefert Hinweise auf die Mechanismen.
Mittels hochauflösender Ultraschalltechnologie untersuchte man die Gehirne von 41 gesunden Personen, 16 CU-Patienten und elf diarrhoeischen RDS-Patienten und fand deutliche regionale Unterschiede in der Kortexdicke. Patienten mit CU hatten gegenüber Gesunden und RDS-Patienten einen dickeren Kortex in den anterioren cingulären Subregionen und dem primären somatosensorischen Bereich. Verglichen mit Gesunden, wiesen sie zudem eine geringere Kortexdicke in der orbitofrontalen Region sowie im mittleren und posterioren Inselkortex auf. Die Strukturänderungen im somatosensorischen und orbitofrontalen Bereich korrelierten dabei mit der Dauer der Schmerzsymptome. Bei RDS-Patienten fand man eine Dickenreduktion im anterioren Inselkortex.
Die Forscher vermuten, dass die Änderungen der grauen Substanz bei CU auf die konstante afferente Sinnesreizung durch die Schleimhautentzündung zurückzuführen sind. Das erklärt auch, warum es beim nicht entzündlich bedingten Reizdarmsyndrom nicht zu diesen Veränderungen kommt. OH
Quelle:

Hong J et al.: Regional neuroplastic brain changes in patients with chronic inflammatory and non-inflammatory visceral pain. PLoS One 2014; 9(2): e91490

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