Die Studienautoren verschickten über 700 Fragebögen an in Europa onkologisch tätige Ärzte in einem
Alter von bis zu 40 Jahren (YO, young oncologists). Der Fragebogen bestand zum einen aus dem validierten Maslach Burnout Inventory (MBI), und zum anderen aus weiteren Fragen zur Arbeit und zum Lebensstil. Man konnte 595 Fragebögen aus insgesamt 41 Ländern auswerten (man teile die Länder in Gruppen ein: Ost-, Südost-, Zentral-, West-, Nord- und Südwesteuropa; die Britischen Inseln zählten zu Nordeuropa). Die Antworten kamen von 81% medizinischen Onkologen, wobei sich 52% in der Ausbildung befanden. 71% der YO wiesen deutliche Anzeichen von Burnout auf (in der Subdomäne „Depersonalisierung“ waren 50% betroffen, bei emotionaler Verausgabung 45% und bei niedriger Performance/Leistung 35%).
22% der Burnout-Ärzte in Ausbildung hatten schon einmal um Unterstützung wegen ihres Burnouts gebeten, 74% aber fanden in ihrer Klinik keine Hilfe. Am höchsten war die Burnout-Quote mit 84% in Zentraleuropa (wozu auch Deutschland zählte), am niedrigsten in Nordeuropa mit 52%.
Als unabhängige Risikofaktoren konnte man in der multivariaten Regressionsanalyse folgende Faktoren identifizieren: Region, Work-life-Balance, Zugang zu Hilfsangeboten, alleinstehend und inadäquate Freizeit/Erholungszeit. Keinen Unterschied fand man bzgl. der Burnout-Prävalenz zwischen männlichen und weiblichen YO (Männer wiesen aber höhere Depersonalisierungsscores auf, und Frauen waren in der univariaten Auswertung häufiger betroffen).
Burnout ist also kein Problem, das nur „altgediente“ Onkologen betrifft – es kommt vielmehr gerade bei jungen berufstätigen Ärzten häufig vor. Es wird wohl aber leider, konkludieren die Autoren, keine allgemeine und für jeden hilfreiche Lösung für das „Problem Burnout“ geben. CB