ESMO 2016

Praxis-Depesche 12/2016

CRC-Nachsorge – Flüssigbiopsie – CDK4/6-Target bei Mamma-Ca

Der Kongress der European Society of Medical Oncology (ESMO) war ein Kongress der Rekorde: Mehr als 20 000 Teilnehmer, denen die Ergebnisse von über 1600 Studien, darunter 47 Late Breaking Abstracts, präsentiert wurden. Einige Studiendaten finden Sie hier im Überblick zusammengefasst.

Optimale Nachsorge nach CRC-Resektion
 
Eine intensive 5-jährige Nachsorge kurativ resezierter Patienten mit kolorektalen Karzinomen (CRC) unter Einsatz des Tumormarkers CEA (karzinoembryonales Antigen) mit oder ohne Computertomographie (CT) erhöht die Detektion behandelbarer Rezidive deutlich. Das ist das Ergebnis der Überlebensanalyse der britischen FACS-Studie, die Dr. Sian Pugh, Southampton, vorstellte. An der Studie nahmen insgesamt 1202 CRC-Patienten im Stadium I bis III teil, die entweder ein intensives Follow-up mit CT (n=299) oder mit CT plus CEA-Messung (n=302) oder eine minimierte Nachsorge ohne Bildgebung, d. h. ein rein symptomatisches Follow-up (n=301), oder mit CEA-Bestimmung in regelmäßigem Intervall (n=300) erhielten. Nach 12-jährigem Follow-up wurden in den Studiengruppen mit intensiverer Nachsorge deutlich höhere Raten an operativ behandelbaren Rezidiven diagnostiziert als bei rein symptomatischem Follow-up, mit dem die Detektionsrate nur 2,7% betrug. Bei Einsatz von CEA stieg sie auf 6,3%, in der CT-Gruppe auf 9,4% und in der Gruppe mit CEA und CT auf 7,0%. Das Gesamtüberleben war in allen vier Studiengruppen ähnlich; allerdings waren in den Gruppen mit intensiverem Follow-up nummerisch mehr rezidivierte Patienten am Leben als bei rein symptomatischer Nachsorge.
Prinzipiell wurden durch das intensivere Follow-up mehr operativ anzugehende Kolon- als Rektumrezidive entdeckt. Dies äußerte sich jedoch nur bei Patienten mit einem im linken Kolon lokalisierten Primärtumor in einem signifikanten Überlebensvorteil (4,4 vs. 3,1 Jahre; p=0,03). Bei Patienten mit rechtsseitig lokalisiertem Primärtumor unterschied sich das Gesamtüberleben bei minimaler und intensiverer Nachsorge hingegen nicht signifikant (p=0,84). Die FACS-Ergebnisse sprechen damit für ein intensiveres Monitoring kurativ resezierter CRC-Patienten entweder mittels regelmäßiger CEA-Bestimmung und einmaliger CT oder intensiver Bildgebung, resümierte Pugh. Ein kombiniertes Vorgehen mit regelmäßigem Einsatz beider Modalitäten hat dagegen keinen zusätzlichen Benefit.
 
Mutationsanalyse mittels Flüssigbiopsie
 
Bei Patienten mit metastasiertem CRC (mCRC) ist die Bestimmung des RAS-Status wichtig für die Therapieentscheidung, da der Einsatz von Anti-EGFR-Antikörpern nur bei RAS-Wildtyp- Tumoren (WT) gerechtfertigt ist. Bislang erfolgt die RAS-Bestimmung in der Regel anhand von Tumorgewebe. Eine Alternative könnte zukünftig der Nachweis von RAS-Mutationen anhand zirkulierender Tumor-DNA (ct-DNA) aus Blutproben (Flüssigbiopsie, liquid biopsy) sein. Diese Methode würde sich auch für ein Monitoring im Therapieverlauf eignen. Die Arbeitsgruppe um Dr. Joana Vidal, Barcelona, überprüfte die Übereinstimmung der RAS-Bestimmung in Tumormaterial und Blutproben bei 109 mCRC-Patienten. Bei der Mutationsanalyse anhand von Tumorgewebe wurden 46,8% der Proben positiv getestet, in den Blutproben waren es 49,5%. Beide Werte entsprechen laut Vidal der in der Literatur berichteten Häufigkeit von RAS-Mutationen bei mCRC-Patienten. Bei 102 der insgesamt 109 Patienten (93,6%) lieferten beide Testmethoden übereinstimmende Ergebnisse. Bei zwölf Patienten wurde der RAS-Status im Plasma im Verlauf einer Chemotherapie mit oder ohne Anti-VEGF-Antikörper verfolgt. Dabei fiel eine deutliche Abnahme von RAS-Mutationen im Therapieverlauf auf. Somit könnten Flüssigbiopsien künftig hilfreich für das Monitoring des RAS-Status unter systemischer Therapie sein, um das Auftreten von Resistenzmutationen im Verlauf einer Anti-EGFR-Therapie zu verfolgen.
 
CDK4/6 als neues Target beim Brustkrebs
 
Beim metastasierten Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs kann die Effektivität der endokrinen Therapie durch Kombination mit zielgerichteten Substanzen wie CDK4/6-Inhibitoren weiter gesteigert werden. So führte die Addition von Ribociclib zu Letrozol in der Studie MONALEESA- 2 zu einer 44%-igen Reduktion des Progressionsrisikos im Vergleich zu alleinigem Letrozol. Ein therapeutischer Angriff am Cyclin/CDK-Komplex ist sinnvoll, da bei Mammakarzinomen der Subtypen Luminal A und B häufig eine gesteigerte CDK4/6-Aktivität nachweisbar ist, die mit einer endokrinen Resistenz einhergeht, erläuterte Prof. Gabriel Hortobagyi, Houston. In der plazebokontrollierten Phase-3- Studie MONALEESA-2 wurde der CDK4/6-Inhibitor Ribociclib in Kombination mit Letrozol als Erstlinientherapie bei 668 postmenopausalen Patientinnen im direkten Vergleich versus Letrozol allein geprüft. Bereits bei der ersten vorzeitig durchgeführten Interimsanalyse nach 15,3-monatigem Follow-up hatte die Studie ihren primären Endpunkt erreicht: Nur mit Letrozol behandelte Patientinnen lebten median 14,7 Monate ohne Progress, während der Median im progressionsfreien Überleben im Kombinationsarm noch nicht erreicht war. Von der Ribociclib-Addition profitierten Patientinnen aller analysierten Subgruppen unabhängig von Alter, Performance- Status, Metastasenlokalisation und vorheriger (neo-)adjuvanter Therapie. Die Daten zum Gesamtüberleben sind derzeit noch nicht verfügbar. Hämatologische Nebenwirkungen, wie sie für CDK4/6-Inhibitoren charakteristisch sind, waren mit der Kombination häufiger als mit Letrozol. Hortobagyi bezeichnete die Neutropenie jedoch als unkompliziert, asymptomatisch und durch Dosismodifikationen einfach zu managen. Febrile Neutropenien waren mit einer Rate von 1,5% sehr selten. KA

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