„Tennis-Ellbogen"

Praxis-Depesche 4/2017

Der Ultraschall zeigt, was dahinter steckt

Schmerzen am lateralen Epicondylus, bekannt als Tennis-Ellbogen, sind ein häufiges Beschwerdebild, dem unterschiedliche pathogenetische Mechanismen zugrunde liegen können. Mithilfe des Ultraschalls gelingt es, die eigentliche Ursache zu finden, eine unverzichtbare Voraussetzung für die richtige Therapie.

Die Ursache für die Schmerzen am lateralen Ellbogen können posttraumatische oder degenerative Veränderungen an der Strecksehne sein. Typisches Beispiel ist der Tennis-Ellbogen, als Folge eines Überstrapazierens der Sehne beim Tennisspielen. Aber auch bei einer Reihe beruflicher Tätigkeiten, sogar bei Bürotätigkeiten, kann sich ein solches Schmerzsyndrom entwickeln. Doch nicht immer ist die Sehne bzw. eine Epicondylitis der eigentliche Übeltäter. Es gibt auch andere Strukturen, die in den Krankheitsprozess einbezogen sein können bzw. für die Schmerzen verantwortlich sind, z. B. Nerven, Ligamente und auch die Synovialis.
Eine effektive Therapie setzt allerdings voraus, dass die den Schmerzen zugrunde liegenden Mechanismen genau geklärt werden. Pathogenetisch unterscheidet man die angiofibroplastische Degeneration, die hyaline Degeneration, entzündliche Veränderungen und nervale Kompressionen.
Um der Ursache der Schmerzen auf die Spur zu kommen, also die richtige Diagnose stellen und die adäquate Therapie einleiten zu können, empfiehlt sich nach der sorgfältigen klinischen Untersuchung eine detaillierte Ultraschalluntersuchung des Ellbogens. Wesentliche Vorteile dieses Verfahrens sind die breite Verfügbarkeit, die fehlende Invasivität und die Möglichkeit der Wiederholung, um den Heilungsprozess überwachen zu können. Die Anwendung setzt aber eine genaue Kenntnis der anatomischen Gegebenheiten voraus. Mit dem Ultraschall gelingt es zunächst, die laterale Epicondylitis zuverlässig zu erfassen. Gleiches gilt für die Darstellung eines eingeklemmten Nerven, der einer chirurgischen Revision bedarf, oder den Nachweis einer Verletzung des kutanen antebrachialen Nerven. Eine häufige Schmerzursache sind auch Verletzungen der lateralen Ligamente, was ebenso im Ultraschall erkennbar ist. Eine weitere Differenzialdiagnose ist das Plica-Syndrom, also eine Faltenbildung der Synovialis mit Einklemmung. Diskutiert und mittels Ultraschall nachgewiesen oder ausgeschlossen werden sollte auch eine posterolaterale Rotatoren-Instabilität, die mit einer Subluxation der Ulna einhergeht. Last but not least lassen sich mittels Ultraschall auch degenerative Veränderungen als Folge entzündlicher oder rezidivierender traumatischer Einwirkungen an den Gelenkstrukturen zuverlässig erkennen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, die Sonographie ist eine unverzichtbare apparative Ergänzung der klinischen Untersuchung und sollte deshalb keinem Patienten mit einem „Tennis- Ellbogen“ vorenthalten werden, da nur so eine zuverlässige ursächliche Abklärung möglich ist. Und diese ist eine unverzichtbare Bedingung für das Einleiten der richtigen Therapie. PS
Quelle:

Obuchowicz R, Bonczar M: Ultrasonographic differentiation of lateral elbow pain. Ultrasound Int Open 2016; 2(2): E38-E48

ICD-Codes: M77.2

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