Parasiten sehen, wo keine sind

Praxis-Depesche 6/2016

Dermatozoenwahn managen

Der Dermatozoenwahn ist eine seltene Störung, bei der Patienten von einem imaginären Parasitenbefall überzeugt sind. Wie geht man in diesen Fällen am besten vor?

Patienten mit Dermatozoenwahn haben die wahnhafte Vorstellung, dass kleine Lebewesen unter ihrer Haut leben. Betroffene Patienten verbringen teilweise viel Zeit mit dem Versuch, die imaginären Parasiten zu lokalisieren und/oder entnehmen Gewebeproben, um diese vom Arzt untersuchen zu lassen.
Bei Verdacht auf Dermatozoenwahn raten Experten, zunächst einen tatsächlichen Befall auszuschließen. Die Wahnvorstellung der Patienten sollte zwar nicht weiter verstärkt, doch ihr Leiden ernst genommen werden. Von Patienten mitgebrachte Proben sollten stets untersucht und Hautverletzungen entsprechend versorgt werden.
Ärzte sollten die betroffenen Patienten zu den wahrscheinlichsten Auslösern befragen, wie der Einnahme von Dopaminergika oder Substanzmissbrauch, und sie auf psychiatrische Krankheiten untersuchen, die sich auf das Gehirn auswirken oder Juckreiz verursachen können. Auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Delir und Schizophrenie sind mögliche Ursachen.
Können sich Patienten von ihrem Wahn trotz gegenteiliger Befunde nicht lösen, kann eine Überweisung an eine spezialisierte Klinik oder die Zusammenarbeit mit einem Psychiater sinnvoll sein.
Antipsychotika, beonders Olanzapin und Risperidon, können die Symptome lindern. Depressive Patienten können zusätzlich durch Antidepressiva unterstützt werden. OH
Quelle:

Lepping P et al.: How to approach delusional infestation. BMJ 2015; 350: h1328

ICD-Codes: F06.

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