ADHS-Screening bei Eltern von ADHS-Kindern

Praxis-Depesche 9/2016

Die Hälfte der Väter und ein Viertel der Mütter sind selbst betroffen

Ob die Eltern von Kindern mit einer ADHS selbst unter dieser Erkrankung leiden, kann u. a. die Therapieaussichten maßgeblich beeinflussen. In einem Kollektiv von Müttern und Vätern betroffener Kinder untersuchten deutsche Forscher nun Prävalenz und Schwere eines elterlichen ADHS. Es waren erstaunlich viele Elternteile betroffen – Väter deutlich häufiger als Mütter

Kommentar

Angesichts der hohen Prävalenz von fast 40% sollte bei der Behandlung von ADHS-kranken Kindern stets nach elterlichem ADHS gesucht und dieses – wenn schon nicht selbst psychiatrisch behandelt – in der Therapiegestaltung berücksichtigt werden, z. B. durch eine stärkere Strukturierung des Settings. Frühere Studien haben gezeigt, dass der Erfolg multimodaler Therapien, die unter Einbeziehung der Eltern stattfinden, nicht zuletzt durch die Psychopathologie der Eltern, insbesondere der Mütter, beeinflusst wird.

Redaktion Praxis-Depesche

79 Kinder und Jugendliche im Alter von durchschnittlich 11,12 (± 2,59) Jahren (63 Jungen, 16 Mädchen) mit ADHS-Diagnose wurden eingeschlossen. 58 Kinder wiesen einen gemischten ADHS-Typ und 21 eine ADHS vom Unaufmerksamkeits-dominierten Typ auf. 75 Mütter und 49 Väter wurden befragt. Anhand der Wender Utah Rating Scale (WURS-K) hatte etwa ein Viertel der Mütter, aber knapp die Hälfte der Väter im Alter zwischen acht und zehn Jahren selbst an einer relevanten ADHS-Symptomatik gelitten. Auch in den aktuellen ADHS-Symptomen nach einer Selbstbeurteilungsskala (ADHS-SB) waren die Väter häufiger betroffen als die Mütter (43,1 vs. 33,8%). Insgesamt litten 36,4% der Elternteile früher selbst unter einer ADHS, und 37,5% zeigten eine aktuelle ADHS-Symptomatik. Dabei litt rund die Hälfte der Eltern unter einer nur gering ausgeprägten ADHS, während eine schwere ADHS (>16 Symptome) mit einer Mutter (1,3%) und drei Vätern (6,2%) selten war. NW

Quelle:

Starck M et al.: Occurrence of ADHD in parents of ADHD children in a clinical sample. Neuropsychiatr Dis Treat 2016; 12: 581-8

ICD-Codes: F90.

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