Ungewollte Schwangerschaft

Praxis-Depesche 4/2016

Durchkreuzen Kinder die Lebensplanung?

Häufig geben Frauen als Grund für den Wunsch nach Abtreibung persönliche Pläne an. Sie befürchten, diese mit einem (neuen) Kind nicht umsetzen zu können. Aber wie sieht es mit der „Zielerreichung“ nach einem Jahr wirklich aus?

Die Studie „Turnaway“ aus den USA lieferte die Daten für die Analyse: 757 schwangere Frauen, die mit dem Wunsch nach Abtreibung eine Klinik aufsuchten, wurden in drei Gruppen eingeteilt: 1. Schwangere, die bis zu drei Wochen über dem für eine Abtreibung zulässigen Gestationsalter lagen und denen der Eingriff verweigert wurde (No-Abort-Gruppe, in der die Kinder auch selbst aufgezogen wurden); 2. Frauen, die sich bis zu zwei Wochen vor der Abort- Deadline vorstellten und den Abbruch erhielten (Knapp-Abort-Gruppe); 3. Schwangere, bei denen die Abtreibung bereits im ersten Trimenon durchgeführt wurde (Früh-Abort-Gruppe). Am häufigsten nannten die Frauen Pläne für Ausbildung (21%) und berufliche Anstellung (16%), gefolgt von Änderung der Lebens- oder Wohnsituation (10%). Dabei nannten die No- Abort-Gruppe signifikant häufiger Kind-bezogene Ziele. Von den messbaren positiven Zielen wurden innerhalb des Jahres nach Abtreibungswunsch 47,3% erreicht. Dabei gab es zwischen den Gruppen keinerlei Unterschiede.
Am häufigsten wurden Kinds-bezogene Pläne erreicht (89%), gefolgt von finanziellen (73%). Am seltensten waren Frauen beim Ausbildungs- oder Beziehungsplänen erfolgreich (31 bzw. 18%).
Einen signifikanten Unterschied gab es allerdings doch: Die Chance, einen positiven Plan zu haben und diesen auch umzusetzen, war bei Frauen, die gerade noch rechtzeitig zur Abtreibung kamen und Frauen, denen der Abort verweigert wurde und die ihr Kind nicht selbst aufzogen, signifikant größer als bei Frauen, die ein „ungewolltes“ Kind bekamen und aufzogen. CB
Quelle:

Upadhyay UD et al.: The effect of abortion on having and achieving aspirational one-year plans. BMC Womens Health 2015; 15: 102

ICD-Codes: O06.9

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