ADPKD-Komplikation?

Praxis-Depesche 11/2015

Ein Abszess an untypischer Stelle

Ein 67-jähriger Patient mit bekannter autosomal-dominanter polyzystischer Nierenerkrankung (ADPKD) stellte sich in der Notaufnahme mit Fieber und Abdominalschmerzen vor. Im CT sah man schnell, wo das Problem lag. Aber wie war es dort hingekommen?

Der Patient berichtete über seit zwei Tagen bestehende abdominelle Schmerzen, Schwäche, Schüttelfrost und hohes Fieber (40,1°C bei Aufnahme). Er war Hypertoniker und seit 15 Jahren wegen ADPKD dialysepflichtig.
Neben erhöhten Entzündungsparametern im Blutbild zeigte der Patient im Bereich des linken oberen Abdomens eine rötliche Hautverfärbung mit Schwellung, Überwärmung und Schmerzhaftigkeit. Die Dialyse-AV-Fistel war hingegen unauffällig. Anamnestisch hatte der Patient vor zwei Monaten Ciprofloxacin wegen eines E.-coli-Harnweginfektes erhalten. Im CT sah man einen 5,7 x 5,5 cm messenden Abszess in der Abdomenwand und Splenomegalie, multiple Leber- und Nierenzysten und eine Kolondivertikulose ohne Entzündung. Man entlastete den Abszess chirurgisch und gab Linezolid 600 mg 2x tgl. und Metronidazol 500 mg 2x tgl. für zwölf Tage. Der Patient erholte sich gut.
Die Autoren nehmen an, dass eine bakterielle Translokation Grund des Bauchwandabszesses war, verursacht durch erhöhten intraabdominellen Druck, Divertikulose mit Verstopfung, Ciprofloxacin-bedingte Darmfloraveränderung und Hypotension, verursacht durch die Dialyse. CB
Quelle:

Sabanis N et al.: Unexpected abscess localization of the anterior abdominal wall in an ADPKD patient undergoig hemodialysis. Case Rep Nephrol 2015; 2015: 982575

ICD-Codes: Q61.2

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