Patientendaten-Erfassung

Praxis-Depesche 9/2015

Freitext oder Freizeit

Digitale Praxisverwaltungssysteme sind heute allgegenwärtig. Eine zentrale Funktion ist das Erfassen von Anamnese-, Diagnose- und Therapiedaten. Inwieweit es dabei sinnvoll ist, strukturierte Datenbausteine zu verwenden, untersuchte man in Philadelphia.

Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten, Patientendaten in das Praxisverwaltungssystem einzugeben: Entweder man tippt Freitext in ein dafür vorgesehenes Formular oder Feld, oder verwendet eine vorgefertigte Auswahlliste, in der die gewünschte Information angeklickt wird. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile. Freitexteingaben können – gerade bei komplexen Sachverhalten – genauer, flexibler und nuancenreicher sein (z. B. Anamnese, Krankheitsverlauf). Dafür werden sie vom Computer nicht automatisiert weiterverarbeitet. Vordefinierte strukturierte Datenelemente (SDE, z. B. Checkboxes oder Auswahllisten, z. B. Geschlecht, ICD-10) wiederum können manchmal nicht die gesamte Tiefe der Information wiedergeben. Dafür ist eine automatische Weiterverarbeitung möglich. Viele Anwender befürchten, dass durch die Verwendung von SDE noch mehr Zeit für Dokumentation (durch zusätzlich notwendige Mausklicks) „verschwendet“ wird. Die Autoren argumentieren, dass zwar der initiale Aufwand größer sein könnte, dass sich das aber in der Folge amortisiere, da die strukturierten Daten z. B. automatisch in Befunde oder Arztbriefe übernommen werden können. Das fanden sie anhand der in ihrer Klinik eingeführten Pulmonologie-spezifischen elektronischen Patientenakte heraus. Dazu ein Tipp der Autoren: Lassen Sie durch Ihre MFA von Patienten vor ihrem ersten Praxisbesuch telefonisch so viel strukturierte Daten wie möglich abfragen, das spart später Zeit. CB

Quelle:

Gabriel PE et al.: Capturing structured, pulmonary disease-specific data elements in electronic health records. Chest 2015; 147(4): 1152-60

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