Praxis-Depesche 10/2005

Gedächtnisstörungen differenzieren

Gedächtnisstörungen werden in vielen medizinischen Disziplinen beobachtet. Da es Therapieansätze für solche Dysfunktionen gibt, muss der Arzt die verschiedenen Gedächtnissysteme im Gehirn kennen.

Ein Gedächtnissystem bietet dem Gehirn die Möglichkeit, Informationen zu verarbeiten, die für den späteren Gebrauch verfügbar bleiben sollen. Die Systeme hängen von diversen neuroanatomischen Strukturen ab. Einige sind dem Bewusstsein zugänglich (explizit) und können bewusst abgerufen werden (deklarativ), während andere durch Verhaltensänderungen ausgedrückt werden (implizit) und typischerweise unbewusst sind (nondeklarativ). Das Gedächtnis kann auch auf andere Weise kategorisiert werden, etwa durch die Art des Materials, das erinnert werden soll, z. B. visuellräumliches oder verbales Gedächtnis. Vier Systeme sind von klinischer Bedeutung: das episodische, das semantische, das prozedurale und das Arbeitsgedächtnis.

Episodisches Gedächtnis

Dieses bezeichnet das explizit-deklarative System, das dazu dient, persönliche Erfahrungen zu erinnern. Es ist vorwiegend in den medialen Schläfenlappen lokalisiert, aber auch in den frontalen Lappen und im anterioren Thalamus. Störungen im episodischen System beeinträchtigen die Fähigkeit, neue Informationen aufzunehmen (anterograde Amnesie); kürzlich erworbene können nicht abgerufen werden (retrograde Amnesie); das Langzeitgedächtnis ist üblicherweise intakt. Die Störungen können vorübergehend sein, etwa bei Commotio, Krampfanfällen oder transitorischer globaler Amnesie. Bleibende Beeinträchtigungen nach Traumen, Schlaganfällen oder chirurgischen Läsionen sind zu Beginn am stärksten ausgeprägt, bessern sich dann und bleiben schließlich stabil. Degenerative Leiden wie Alzheimer beginnen schleichend und schreiten allmählich fort. Bei vaskulärer Demenz und MS vollzieht sich der Gedächtnisverlust schrittweise. Bei Verdacht auf Gedächtnisstörungen wird anhand der (Fremd-)Anamnese und verschiedener Tests genauer abgeklärt. Die Therapie hängt von der Grundkrankheit ab. Memantine und Cholinesterase-Inhibitoren sind von der FDA bei Morbus Alzheimer zugelassen, mit letzteren gibt es auch Studien zu vaskulärer und Lewy-Body-Demenz.

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