Lymphadenopathie

Praxis-Depesche 6/2016

Gefahr im Grünen

Eine 58-jährige Patientin bemerkte eine Pickel-ähnliche Erhebung an ihrer Stirn, die sich binnen weniger Tage zu einem Ulkus entwickelte. Hinzu kamen Fieber und eine zervikale Lymphadenopathie. Die Ursache war ein seltener Erreger.

Die asymmetrische Lymph adenopathie der Patientin mit vergrößerten Lymphknoten in der linken post aurikulären, submandibulären sowie entlang der anterioren und posterioren Zervikalregion wurde per Kontrast-CT festgestellt. Einige Knoten waren zentral hypodens mit Infiltration des umliegenden Fettgewebes. Eine Therapie mit Clindamycin brachte keine Besserung. Bei der Präsentation im Krankenhaus lag die Fiebertemperatur bei 38°C. Das Ulkus war auf eine Größe von 2×4 cm angewachsen, mit weißem Zentrum und schwarzem, leicht erhabenem Randbereich. Die angeschwollenen Lymphknoten waren fest, druckempfindlich und verschieblich. Ein Urinstreifentest zeigte erhöhte Werte von Glucose (1+), okkultem Blut (1+) und Albumin (2+) mit spezifischer Dichte von 1,017 und pH 6,0.
Da die Patientin in einer wäldlichen Region wohnte und viel im Grünen aktiv war, vermutete man das Vorliegen einer ulzeroglandulären Tularämie (ausgelöst durch Fransicella tularensis). Diese Erkrankung kommt recht selten und meist in bestimmten Regionen der USA vor. Zu der ulzeroglandulären Tularämie passten auch die Laborbefunde der Hyponatriämie und leicht erhöhtem Serum- Aminotransferasespiegel.
Die Patientin wurde mit i.m. Streptomycin behandelt, am ersten Tag zusätzlich Vancomycin sowie Piperacillin-Tazobactam, um potenzielle andere bakterielle Ursachen abzudecken. Nach vier Tagen war das Fieber verschwunden und die Patientin konnte entlassen werden. Zur Fortsetzung ihrer Behandlung wurde ihr orales Ciproflaxin verschrieben (leichtere Fälle von Tularämie werden üblicherweise mit oralem Ciprofloxacin oder Doxycyclin behandelt). OH
Quelle:

Baggett MV et al.: Case 4-2016: a 58-year-old woman with a skin ulcer, fever and lymphadenopathy. N Engl J Med 2016; 374(6): 573-80

ICD-Codes: R59.1

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