Demenzrisiko

Praxis-Depesche 5/2015

Gesunder Schlaf für einen wachen Geist

Unter Schlaflosigkeit und schlechter Schlafqualität leiden 25% aller Menschen ab 55. Beobachtungsstudien liefern Hinweise, dass Schlafstörungen das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen.

Rund 50% aller älteren Erwachsenen (≥55 Jahre) klagen über Ein- oder Durchschlafprobleme, die mit einer zwei- bis vierfach erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung kognitiver Störungen verbunden sind. Häufige Schlafunterbrechungen steigern das Risiko für Alzheimer und Demenz durch vermehrte Amyloid-ß- Ablagerungen. Auch wer täglich weniger oder mehr als sieben bis neun Stunden schläft (mehr als ein Drittel), unter übermäßiger Tagesmüdigkeit leidet (20 bis 30%) oder seine Schlafdauer im Verlauf seines Lebens ändert, trägt ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Schlaflosigkeit hingegen kann mit einer Reduktion des Hirnvolumens, inkl. des Hippocampus und weiterer Strukturen, assoziiert sein. Ebenfalls der geistigen Leistungsfähigkeit abträglich sind schlafbezogene Atmungsstörungen, typischerweise Apnoe und Hypopnoe. In mittelstarker bis schwerer Ausprägung betreffen diese vor allem Männer zwischen 50 und 70 Jahren (17% vs. 9% Frauen), während insgesamt etwa 60% eine leichte Form aufweisen. Mit zunehmendem Alter häufen sich zudem Störungen des zirkadianen Rhythmus – typisch auch für Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen.
Es gibt allerdings ein „Henne-Ei-Problem“: Ob die Schlafstörungen Ursache oder eher frühe Anzeichen einer kognitiven Störung sind, ist unklar. Da Schlaf und kognitive Funktionen auf den gleichen neurologischen Mechanismen beruhen, könnten verschiedene Prozesse eine Rolle spielen, z. B. Amyloid-ß-Ablagerungen, Neuroinflammation, und Veränderungen in bestimmten Neurotransmittersystemen. Möglich ist auch, dass ein gestörter Schlaf mit neuronalen Signalwegen interferiert (vor allem GABA und cAMP) und dadurch die synaptische Plastizität beeinträchtigt. In diesem Kontext besteht Hoffnung, dass ein verbesserter Schlaf helfen könnte, Demenz vorzubeugen oder sogar zu verhindern. Hier bedarf es allerdings noch weiterer Studien. OH
Quelle:

Yaffe K et al.: Connections between sleep and cognition in older adults. Lancet Neurol 2014; 13: 1017-28

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