Parkinson-Therapie

Praxis-Depesche 23/2000

Gibt es das: süchtig nach Levodopa?

Patienten mit Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Stadium, die regelmäßig Levodopa einnehmen, können aus Furcht vor unerträglichen motorischen Störungen ein zwanghaftes Verlangen nach dieser Substanz entwickeln. Ein Fallbericht zeigt, dass durchaus auch eine echte Levodopa-Abhängigkeit vorkommen kann.

Ein 78-jähriger Mann mit seit 18 Jahren bestehender Parkinson-Erkrankung, war seit vier Jahren initial sehr erfolgreich, später mit zunehmenden motorischen Fluktuationen mit Levodopa behandelt worden. Zuletzt waren 0,5 bis 1 Tablette 250/25 mg Levodopa/Carbidopa achtmal täglich plus umfangreicher Begleitmedikation inklusive Dopamin-Agonisten eingesetzt worden. Drei Tage nach einer banalen Virusinfektion entwickelte sich eine komplette quadriplegische Paralyse, die als akute entzündliche demyelinisierende Radikulopathie im Sinne eines Guillain-Barré-Syndroms diagnostiziert wurde. Trotz vollständiger Lähmung bestand der Patient weiterhin auf einer Medikation mit Levodopa im Zweistunden-Intervall. Ein peripherer motorischer On-Status war nicht sichtbar; lediglich faziale Dyskinesien wiesen auf zentrale Levodopa-Effekte hin. Wurde die Levodopa-Therapie reduziert dosiert oder abgesetzt, traten grundlose Furcht, Agitation, Palpitationen, Hyperventilation, Schwitzen, Weinen und sogar visuelle Halluzinationen sowie paranoide Wahnvorstellungen auf. Die Symptome verschwanden etwa 30 Minuten, nachdem Levodopa gegeben wurde. Das Levodopa-Wirkungsmuster entsprach dem zeitlichen Wirkungsmuster vor Beginn der Paralyse. (EJW)

Quelle: Merims, D: Is there addiction to levodopa in patients with Parkinson's disease?, Zeitschrift: MOVEMENT DISORDERS, Ausgabe 15 (2000), Seiten: 1014-6

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