Kinder mit Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 1/2017

Häufig Hörprobleme

Die periphere Neuropathie zählt zu den häufigsten diabetischen Komplikationen und kann auch das Gehör betreffen. Zwar zeigen Kinder mit Typ-1-Diabetes nicht unbedingt erhöhte Hörschwellen, oft aber Defizite in der Sprachwahrnehmung.

Eine auditorische Neuropathie kann zu signifikanten Defiziten in der Hörwahrnehmung führen. Dass dies bei diabetischen Kindern recht häufig vorkommt, zeigten Daten einer aktuellen Studie aus Australien. In einem Kinderkrankenhaus in Melbourne unterzog man 19 Kinder mit Typ-1-Diabetes sowie 19 altersgleiche Kontroll-Kinder einem ausführlichen Hörtest. Die Hörschwelle der Kinder mit Diabetes war mit 10,5 vs. 7,5 dBHL gegenüber den Nicht-Diabetikern leicht erhöht, lag aber noch im Normalbereich (≤15 dBHL). Allerdings wies fast die Hälfte der diabetischen Kinder signifikante Abnormalitäten im auditorischen Signalweg auf, und auch die binaurale Sprachwahrnehmung war häufig signifikant eingeschränkt. Wenn Störgeräusch und Sprach signal aus unterschiedlichen Richtungen eingeblendet wurden, hatten die diabetischen Kinder Mühe, die Worte zu verstehen. Sie erkannten sie erst, wenn die Lautstärke des Sprechsignals um ca. 2 dB gegenüber der Kontrollgruppe erhöht wurde. Ein solcher Unterschied könnte sich bereits negativ auf die schulischen Leistungen auswirken. Denn gerade in Klassenzimmern müssen Kinder trotz Umgebungslärm die Lehrinhalte verstehen können.
Angesichts der hohen Prävalenz dieser Hörschwierigkeiten empfehlen die Autoren, eine Audiometrie (inkl. Test der binauralen Sprachwahrnehmung) in die Standardversorgung diabetischer Kinder aufzunehmen. OH
Quelle:

Rance G et al.: Functional hearing deficits in children with type 1 diabetes. Diabet Med 2016; 33: 1268-74

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