Hepatobiliärer Krebs

Praxis-Depesche 4/2015

Helicobacter bedroht nicht nur den Magen

Tier- und Laborstudien legen nahe, dass H. pylori und andere Helicobacter mit extragastrischem Krebs assoziiert sind. Daten bestätigen das nun auch am Menschen.

Beim Menschen kann man Helicobacter nicht nur im Magen, sondern auch in der Gallenflüssigkeit und den Geweben von Gallenblase und Leber finden. Ob die Bakterien dort auch das Tumorrisiko erhöhen, untersuchte man mittels Multiplex-Serologie an 122 männlichen Rauchern zwischen 50 und 69. Sie alle erkrankten während des 22-jährigen Follow-ups an primärem malignem hepatobiliärem Krebs. Er betraf bei 97 Patienten die Leberzellen, bei 25 und elf die intra- bzw. extrahepatischen Gallenwege, bei 16 die Gallenblase, bei elf die Vater-Ampulle. Die Daten verglich man mit 224 gesunden Teilnehmern gleichen Alters (±5 Jahre).
Gegenüber der Kontrolle tranken Patienten mit biliärem Krebs weniger Alkohol; Leberkrebspatienten tranken und rauchten hingegen mehr, hatten einen höheren BMI und häufiger Diabetes sowie anti-HBc-positiven oder HCV-negativen Status. 88% der Kontrollen waren seropositiv auf H. pylori. Patienten mit hepatobiliärem Krebs waren es signifikant häufiger (OR=2,63; 95% KI 1,08 - 6,37). Der Anteil seropositiver Patienten lag für Krebs in der Gallenblase bei 100%, in extra- und intrahepatischen Gallenwegen bei 97 bzw. 96%, in der Vater-Ampulle bei 91% und für hepatozellulären Krebs bei 94% (OR=7,01; 10,67; 2,21; 1,20). Das Risiko galt dabei unabhängig vom Diagnosezeitpunkt.
Wie das extragastrische Tumorrisiko durch Helicobacter zustande kommt, könnte verschiedene Gründe haben: Antiapoptotische Faktoren, DNAse-aktive Toxine oder proinflammatorische Cytokine könnten zu DNA-Schäden führen oder es könnte ein Integritätsverlust der Mukosa zur Ausbreitung der Infektion führen. OH
Quelle:

Murphy G et al.: Association of seropositivity to heliobacter species and biliary tract cancer in the ATBC study. Hepatology 201; 60(6): 1963-71

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