COPD im „real life"

Praxis-Depesche 3/2017

ICS-Absetzen ohne Risiko?

Über den Einsatz von inhalativen Kortikosteroiden (ICS) bei COPD wird aktuell viel diskutiert. Es gibt Daten, nach denen zahlreiche COPD-Patienten ICS erhalten, ohne dass diese nach Leitlinienempfehlungen indiziert wären. Daher untersuchten Ärzte aus Marburg nun, ob das Absetzen von ICS risikolos möglich ist.

Die nun veröffentlichte Auswertung betraf eine Subgruppe des DACCORD-Registers, welches COPD-Patienten aus 349 primär und sekundär versorgenden Einrichtungen in Deutschland enthält (insgesamt etwa 6000). Man analysierte beobachtend (nicht interventionell) die Exazerbationsraten von Patienten, nachdem man das ICS abgesetzt hatte (n=236), und verglich die Werte mit denen der weiterhin ICS-inhalierenden Patienten (n=1022; ICS-Gabe für insgesamt zwei Jahre).
Nach einem Jahr lag die Exazerbationsrate für beide Gruppen auf etwa demselben Niveau (0,414 bei Absetzern vs. 0,433 bei ICS-Weiternehmern). Nach zwei Jahren hingegen kamen Exazerbationen bei den absetzenden Patienten seltener vor (0,237 vs. 0,402). Der CAT (COPD-Assessment-Test) verbessert sich in beiden Gruppen sowohl nach einem als auch nach zwei Jahren.
Die meisten Patienten in der Studie im ICSAbsetz- Arm wechselten von ICS/LABA auf eine LAMA-Monotherapie. Die Studie wurde von Novartis gesponsort.
Es ist durchaus erwähnenswert, dass sich die Patienten beider Gruppen bereits bei Studieneinschluss signifikant unterschieden. Patienten, bei denen das ICS nach Arzteinschätzung abgesetzt wurde, wiesen im Durchschnitt eine geringgradigere COPD auf (gemessen an der Krankheitsdauer und der Lungenfunktion). Wenig überraschend wurde also vornehmlich bei „gesünderen“ COPD-Patienten das ICS abgesetzt. Dennoch, die Exazerbationsraten waren bei Studieneinschluss vergleichbar und stiegen durch das Absetzen nicht an. CB
Quelle:

Vogelmeier C et al.: „Real-life“ inhaled corticosteroid withdrawal in COPD: a subgroup analysis of DACCORD. Int J COPD 2017; 12: 487-94

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