Gestörter Stoffwechsel

Praxis-Depesche 9/2017

Ist hochintensives Intervalltraining besser?

Körperliche Aktivität ist unabdingbar für einen gesunden Stoffwechsel. Eine möglicherweise effektivere Alternative zu den empfohlenen wöchentlich 150 min Ausdauertraining mit mittlerer Intensität (MICT) ist hochintensives Intervalltraining (HIIT). Aber eignet es sich auch für Patienten mit metabolischen Störungen?

Kommentar

Die Autoren empfehlen für interessierte Patienten folgendes Trainingsregime:

  • Drei HIIT-Einheiten pro Woche
  • Steuerung der Intensität basierend auf der gefühlten Anstrengung
  • Intervalldauer 1 bis 4 Minuten (am besten niedrig starten)
  • Trainingsdauer 10 bis 20 Minuten (am besten niedrig starten)
  • Gewählt werden sollten Aktivitäten, die große Muskelmassen beanspruchen.
Redaktion Praxis-Depesche
HIIT ist je nach Protokoll vergleichsweise kurz (≥20 min). Dabei werden zwischen 1- und 4-minütigen Intervallen mit maximaler Anstrengung (VO2max 80 bis 95% bzw. maximale Herzfrequenz, HRmax >90%) kurze Pausen eingelegt, um wieder Energie zu sammeln.
Auf muskulärer Ebene führt HIIT bei Diabetikern ebenso, wenn nicht sogar mehr als MICT, zu einem starken Zuwachs im GLUT4-Gehalt, einem Protein, das den Glucosetransport im Muskel fördert. Auch verbessert HIIT Zahl und Funktion der Mitochondrien im Muskelgewebe und erhöht deutlich die Ca2+ Wiederaufnahme im endoplasmatischem Retikulum. Die muskulären Veränderungen nach HIIT wirken sich günstig auf die periphere Insulinsensitivität aus – und zwar deutlich stärker als MICT. Einige Studien stellten auch Verbesserungen im HOMA-IR um bis zu 20% und Reduktionen im HbA1c von rund 0,6% nach HIIT gegenüber Inaktivität fest, ähnlich wie bei MICT.
Deutlich stärker als konstantes Ausdauertraining fördert HIIT das strukturelle Remodelling des Herzens bei Hypertonie- oder Herzinsuffizienzpatienten. In ähnlicher Weise konnten nur mit HIIT, nicht aber mit MICT, starke Verbesserungen in der diastolischen Funktion stoffwechselkranker Patienten erreicht werden. Auch eine senkende Wirkung auf endokardiale Schäden und die endotheliale Dysfunktion wurde beschrieben.
Deutlich überlegen ist HIIT hinsichtlich der Verbesserung des VO2max (Standardmaß für kardiometabolische Fitness. Dies gilt für Gesunde und Patienten mit koronarer Herzerkrankung oder kardiometabolischen Erkrankungen. Im Schnitt steigt VO2max nach einem HIIT um 5,4 ml/kg min und schon eine Verbesserung um 3,5 ml/kg min erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit um geschätzt 10 bis 25%. Einzig in puncto Gewichtsreduktion bringt das HIIT gegenüber MICT keinen Vorteil. OH
Quelle:

Cassidy S et al.: High-intensity interval training: a review of its impact on glucose control and cardiometabolic health. Diabetologia 2017; 60(1): 7-23

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