Diabetes und stumme Infarkte

Praxis-Depesche 7/2017

Jeder Vierte zeigt Änderungen im EKG

Aufgrund der autonomen diabetischen Neuropathie bleibt eine kardiovaskuläre Beteiligung bei vielen Diabetikern asymptomatisch. Frühe Anzeichen einer stummen Ischämie lassen sich aber im EKG finden. Forscher in Nordindien haben diese EKG-Veränderungen genauer charakterisiert.

Per 12-Kanal-EKG untersuchte man 100 Diabetiker ohne diabetische Komplikationen und ohne Symptome von Herzerkrankungen (durchschnittliches Alter 50,3±11,9 Jahre). Ihre Daten verglich man anschließend mit denen einer 50-köpfigen nicht-diabetischen Kontrollgruppe.
Abnormalitäten im EKG zeigte keiner der Gesunden, dagegen aber jeder vierte Diabetes- Patient, vor allem im Altersbereich zwischen 35 und 54 Jahren. Die meisten auffälligen EKG-Ergebnisse zeigten dabei Patienten mit bereits seit fünf bis zehn Jahren bestehendem Diabetes. Auch waren die Veränderungen im EKG in 70% der Fälle mit einer schlechten glykämischen Kontrolle verbunden.
Die am häufigsten in der Studie beobachteten Abnormalitäten waren ST-Streckensenkung und T-Wellen-Inversion (n=12), gefolgt von linksatrialer Vergrößerung (n=6), linksventrikulärer Hypertrophie (n=4), Linksschenkel- und Rechtsschenkelblock (jeweils n=2).
Ähnliche Ergebnisse wurden auch in einer Studie mit afroamerikanischen Diabetes- Patienten gezeigt. Hier detektierte man vor allem verlängerte QTC-Intervalle (25,5%), T-Wellen- Veränderungen (22%), linksventrikulkäre Hypertrophie (18,5%), Sinus-Tachykardie (15,5%), ischämische Herzerkrankungen (9%), Überleitungsstörungen (7%) und Extrasystolen (4%). In einer weiteren Studie konnte nachgewiesen werden, dass derartige Auffälligkeiten im EKG ein stärkerer Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse sind als jeder andere einzelne Risikofaktor. OH
Quelle:

Gupta S et al.: Evaluation of ECG abnormalities ... J Clin Diagn Res 2017; 11(4): OC39-41

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