Female athlete triad

Praxis-Depesche 6/2017

Junge Sportlerinnen mit Energiedefizit

Verbrauchen aktive Athletinnen mehr Energie als sie über die Nahrung wieder zu sich nehmen, entsteht ein Energiedefizit. Die Folgen können Menstruationsstörungen und Osteoporose sein. Vor allem im Jugendalter könnte das als „female athlete triad“ bezeichnete Phänomen schwere Folgen haben.

Kommentar

Der unterdrückende Effekt des Energiedefizits auf die neuroendokrine reproduktive Achse ist vermutlich nicht geschlechtsspezifisch. Einigen Studien zufolge kann die inadäquate Energieverfügbarkeit auch bei Männern zu hormonellen Änderungen und verringerter Knochenmineraldichte führen – nur sind diese weniger offensichtlich.

Redaktion Praxis-Depesche
Der Begriff „female athlete triad“ fasst das Auftreten von Störungen in der Energiebilanz, der Menstruation und der Knochendichte bei sportlich aktiven Frauen zusammen. Ein erhöhtes Risiko für Störungen in ein oder mehreren Aspekten der Triade tragen Frauen, die Ausdauersport, ästhetischen oder Gewichtsklassen- abhängigen Sport betreiben. Idealerweise sollte die verfügbare Energie (aufgenommene minus verbrauchte Energie) bei jungen Sportlerinnen bei etwa 45 kcal/kg fettfreie Masse (FFM) pro Tag liegen. Fällt der Wert unter 30 kcal/kg tgl. werden Menstruation und Knochenwachstum gestört. Oft – aber nicht immer – liegen dem Energiedefizit Ess-Störungen zugrunde. Essgestörte Sportlerinnen haben ein signifikant höheres Risiko für eine geringere Knochenmineraldichte und für muskuloskelettale Verletzungen.
Oft sind verlängerte Diätepisoden, Gewichtsschwankungen, Trainerwechsel, Verletzungen oder aber Kommentare nahestehender Personen in Bezug auf das Körpergewicht die Auslöser für das gestörte Essverhalten. Im Hinblick auf die Menstruation kann sich das Energiedefizit in Form von Anovulation und Lutealinsuffizienz bis hin zu Oligo- und Amenorrhoe niederschlagen. Da menstruelle Unregelmäßigkeiten nicht immer symptomatisch sind, sind sie oft schwer aufzudecken. Kritisch sind die Folgen der female athlete triad vor allem im Jugendalter, wenn die Knochendichte ihr Maximum erreicht. Ein Defizit in dieser Phase kann später nicht mehr aufgeholt werden und erhöht das Risiko für Stressfrakturen und postmenopausale Osteoporose. Bei Sportlerinnen gilt ein Z-Score von unter -1,0 als auffällig niedrig.
 
Verdächtige Zeichen kennen
 
Eine gute Screening-Gelegenheit sind pädiatrische Check-ups und sportmedizinische Untersuchungen. Entsprechende Fragebögen der Female Athlete Triad Coalition sowie der American Academy of Pediatrics (AAP) stehen zur Verfügung. Erster Schritt der Diagnose ist eine vollständige Anamnese der Ernährungsgewohnheiten, der Menstruation, von Frakturereignissen und dem Trainingsregime. Verdächtige Zeichen können Bradykardie, orthostatische Hypotonie oder ein geringes Körpergewicht sein. Zyanotische Hände und Füße, Hyperkarotinämie, Lanugohaar und vergrößerte Parotiden können Anzeichen von Ess-Störungen sein.
Als mögliche Ursachen für eine Oligo- und Amenorrhoe sind unter anderem eine Schwangerschaft, PCOS, Prolaktinome und Schilddrüsenprobleme zu erwägen. Bei Ess-Störungen, Körpergewicht <85% des Normalwertes, raschem Gewichtsverlust ≥10%, Menstruationsstörungen, ≥6 Monate anhaltendem Energiedefizit und/oder vergangenen Belastungs- oder Knochenmangelfrakturen sollte die Knochenmineraldichte gemessen werden.
 
Energiedefizit ausgleichen
 
Die Therapie stützt sich im Wesentlichen auf den Ausgleich des Enegiedefizits durch Reduktion des Trainingspensums oder Erhöhung der Kalorienzufuhr. Meist reicht es, die Kalorienzufuhr schrittweise um 200 bis 600 kcal pro Tag zu erhöhen, und das Trainingsvolumen um einen Tag pro Woche zu kürzen, um die gewünschten Besserungen zu erreichen. Nach Ausgleich des Energiedefizits kann es aber bis zu einem Jahr oder länger dauern, bis die Menstruation wieder einsetzt. Um kein „falsches Sicherheitsgefühl“ aufkommen zu lassen, wird die Einnahme oraler Kontrazeptiva den betroffenen Frauen bzw. Mädchen meist nicht empfohlen. OH
Quelle:

Weiss Kelly AK et al.: The female athlete triad. Pediatrics 2017; 138(2): e20160922

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