Spontaner Liquorunterdruck

Praxis-Depesche 4/2015

Lageabhängige Kopfschmerzen

Nach einer Liquorpunktion kann es zu Kopfschmerzen kommen. Es gibt aber auch spontane intrakranielle Hypotensionen (SIH) mit Kopfschmerzsymptomatik. Wie diagnostiziert man, wie therapiert man?

Eine SIH wird in der Regel durch ein Duraleck im Bereich einer BWS-Nervenwurzelscheide verursacht. Der erniedrigte intraspinale und intrazerebrale Druck führt zu einer „Gehirnsenkung“, wobei intrakranielle schmerzempfindliche Strukturen gedehnt werden und Beschwerden auslösen. Häufig wird die Ursache allerdings nie gefunden.
Das wegweisende Symptom ist der Kopfschmerz, der sich lageabhängig verändert: Verschlechterung im Stehen nach wenigen Minuten, Besserung im Liegen innerhalb von 15 Minuten. Der Schmerz kann Patienten völlig außer Gefecht setzen und von Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen oder Tinnitus begleitet sein. Differenzialdiagnostisch muss man an Migräne, Subarachnoidalblutung, Sinusvenenthrombose, Meningitis oder Arteriendissektion denken.
Die Lageabhängigkeit der Schmerzen ist das diagnostische Hauptkriterium. Zur Diagnosesicherung kann ein MRT durchgeführt werden. Hier zeigt sich häufig die Kaudalverlagerung des Gehirns und eine durale Gadoliniumanreicherung (durch venöse Dilatation). In der Lumbalpunktion finden sich Liquordrücke bei Eröffnung des Durasackes von unter 60 mmH2O in Seitenlage. Es können aber auch negative oder normale Drücke auftreten.
Die initiale Therapie ist konservativ mit Analgetika, Antiemetika, Bettruhe und Hydration (oral oder intravenös). Es gibt Berichte über intravenöses Koffein oder Theophyllin und orale Kortikosteroide. Allerdings ist keine Therapieoption durch kontrollierte Studien abgesichert. Als Ultima Ratio kann ein autologer epiduraler Blutpatch versucht werden: Es werden 20 bis 130 ml Blut epidural injiziert. CB
Quelle:

Scott S, Davenport R: Low pressure headaches caused by spontaneous intracranial hypotension. BMJ 2014; 349: g6219

ICD-Codes: G97.1

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