Sieg für den Tierschutz in den USA

Praxis-Depesche 9/2017

Lebend-Sektion von Tieren abgeschafft

Seit Mai 2016 bietet das Krankenhaus der John Hopkins Universität kein chirurgisches Praktikum mehr am lebenden Tier. Einige Wochen später folgte als letzte Institution der USA das University of Tennessee College of Medicine. Für den Tierschutz ist das gut – den Studenten geht damit aber eine wertvolle Erfahrung verloren.

Noch Ende der 80er Jahre waren Vivisektionen an 90% aller US-amerikanischen Medizin-Fakultäten gang und gäbe. Bis 2001 schrumpfte die Zahl auf 32%, und heute ist die Vivisektion aus dem Lehrplan aller US-Lehrkrankenhäuser gestrichen. Dem Tierschutz ist es zu verdanken, dass Tierversuche heute einer Genehmigung bedürfen und nur unter strengen Auflagen durchgeführt werden können: Es sollen möglichst wenige Tiere für Versuchszwecke genutzt, das Leiden der Versuchstiere minimiert und wann immer möglich auf tierversuchsfreie Alternativen umgestellt werden. An der John Hopkins Universität gab es die Vivisektion bis zuletzt nur im Rahmen eines freiwilligen Chirurgie-Praktikums. Die Studenten sollten lernen, mit unerwarteten Situationen fertig zu werden, im Team zu arbeiten und die Verantwortung für echtes Leben zu tragen. In Kleingruppen führten sie an Schweinen eigenständig chirurgische Eingriffe durch. Heute kann man die basalen chirurgischen Fertigkeiten auch an moderneren Lehrmodellen vermitteln. Moralisch ist die Vivsektion am Tier deshalb nicht mehr gerechtfertigt. So entschied man sich auch an der John Hopkins Universität, die Vivisektion endgültig abzuschaffen. Die in diesem Praktikum gesammelten Erfahrungen können aber auch die aufwändigsten Computersimulationen und Modelle nicht ersetzen. Doch jeder angehende Mediziner muss irgendwann zum ersten Mal am lebenden „Objekt“ operieren – nun aber direkt am Menschen. OH

Quelle:

Simkin DJ: The death of animals in medical school. N Engl J Med 2017; 376(8): 713-15

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