Humanes Papillomavirus

Praxis-Depesche 4/2017

Mädchen und Jungen impfen?

Gängigen Empfehlungen zufolge sollen Mädchen ab einem Alter von neun Jahren und möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen humanes Papillomavirus (HPV) geimpft werden. Aber kann eine zusätzliche Impfung von Jungen den präventiven Effekt gegen Präkanzerosen der Zervix dabei nennenswert steigern?

Um den potenziellen Nutzen und die Kosteneffizienz der HPV-Impfung von Jungen abzuschätzen, entwickelten US-amerikanische Forscher einen Computeralgorithmus zur Simulation der HPV-Übertragung in einer definierten Population. Da die Prävalenz von Zervixkarzinomen in Südvietnam besonders hoch ist, wurde es als Referenzregion für die Simulation ausgewählt. Das System wurde anhand von möglichst realistischen Daten für diese Region kalibriert, z. B. die Häufigkeit von Sexualkontakten in verschiedenen Altersgruppen.
In der Simulation konnte mit der HPV-Impfung der Mädchen alleine bei Durchimpfungsraten von 25 bis 90% eine relative Reduktion des Lebenszeitrisikos für ein Zervixkarzinom um 20 bis 57% erreicht werden. Eine zusätzliche Impfung der Jungen brachte nur eine minimale weitere Risikoreduktion um höchstens 3,6%. Berücksichtigte man das niedrige Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt in Vietnam in der Modellrechnung, erschien die Impfung von Jungen nur bei sehr niedrigen Impfkosten als vertretbar.
Eine möglichst hohe Durchimpfung bei den Mädchen anzustreben, scheint daher zumindest in Südvietnam und Regionen mit vergleichbar niedrigen ökonomischen Ressourcen effizienter zu sein als die zusätzliche Impfung von Jungen. TH
Quelle:

Sharma M et al.: The value of male human papillomavirus vaccination ... BJOG 2016; 123: 917-26

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