Aktualisierte Leitlinien

Praxis-Depesche 21/2002

Morbus Crohn: evidenzbasiert behandeln

Die Crohn-Therapie ist konservativ: Kortikosteroide und Azathioprin sind Hauptwirkstoffe, Antibiotika oder operative Eingriffe können zusätzlich sinnvoll sein.

Der akute Schub ist durch Symptome (Durchfall, Bauchkrämpfe, Fieber u. a.) sowie veränderte Laborparameter (BSG, CRP, Hb, Hk, Thrombo-, Leukozyten) definiert. Bildgebende Verfahren verbessern die Lokalisationsdiagnostik bzw. die Therapieentscheidung. - Aktive Erkrankung: Bei gering bis mäßiggradigem (CDAI 150 bis 250) sowie schwerem Schub (CDAI > 350) werden systemische Kortikosteroide oral oder intravenös empfohlen. Bei schwerer therapierefraktärer Krankheitsaktivität können auch Antikörper (Infliximab) mit synchroner Immunsuppression durch Azathioprin benutzt werden. - Chronisch aktive Erkrankung: Zusätzlich zu Kortikosteroiden wird Azathioprin (2 bis 2,5 mg/kg/d) empfohlen, dessen Wirkung nach zwei bis sechs Monaten eintritt. Aktuellen Daten zufolge ist Azathioprin über mindestens vier Jahre empfehlenswert. - Remissionserhaltung: Eine generelle Empfehlung für die Remissionserhaltung gibt es gegenwärtig nicht (5-ASA obsolet!). Azathioprin/6-Mercaptopurin gelten als remissionserhaltend am besten wirksam. - Fisteln, Abszesse, Stenosen: Therapie erfolgt nur bei Beschwerden. Antibiotika und Azathioprin beeinflussen die Fistelsekretion günstig. Interenterische und enterovesikale Fisteln müssen operativ versorgt werden. - Extraintestinale Manifestation/Komplikation: Die Therapie richtet sich nach dem Befallsmuster und kann pharmakologisch oder operativ erfolgen. Antientzündlich wirksame Substanzen (möglichst keine NSAR!) sind anwendbar, symptomatische Defizite (Vitamin B12, Kalzium, Zink) können ausgeglichen werden. Eine allgemein gültige Diätempfehlung bei Morbus Crohn gibt es nicht, psychotherapeutische Maßnahmen können die Krankheitsverarbeitung verbessern und den Leidensdruck mindern. (EJW)

Quelle: Reißmann, A: Therapie des Morbus Crohn entsprechend den aktualisierten Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Zeitschrift: ZEITSCHRIFT FUR ARZTLICHE FORTBILDUNG UND QUALITATSSICHERUNG, Ausgabe 96 (2002), Seiten: 233-238

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