Gender-Diskussion

Praxis-Depesche 9/2017

New England Journal frauenfeindlich?

Wie viele Erstautoren von medizinischen Fachartikeln sind eigentlich weiblich? Das fragten sich Autoren im BMJ und zeigten: Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Journals, aber über die Frauenquoten in Vorständen deutscher DAX-Unternehmen können die Top-Medizin-Journale dennoch nur lachen ...

Man wertete die Frauenquote der Erstautoren in den sieben nach Zitatindex wichtigsten Journals von 1994 bis 2014 aus (Annals of Internal Medicine, Archives of Internal Medicine, BMJ, JAMA, Lancet und New England Journal of Medicine [NEJM]). 3758 Originalarbeiten wurden ausgewertet. Dabei waren über alle Journals und Jahre hinweg 34% der Erstautoren Autorinnen. Von 1994 bis 2014 stieg die Frauenquote signifikant auf 37% an. Es zeigten sich aber gravierende Unterschiede zwischen den Journals. So sank im NEJM die Anzahl an publizierenden Frauen, während im BMJ die Gesamtzahl an weiblichen Autoren am höchsten war (der Artikel war im BMJ erschienen, weshalb vielleicht ein gewisser Bias nicht ausgeschlossen werden kann ... Ob der Artikel zuvor dem NEJM zur Publikation angeboten wurde und möglicherweise abgelehnt wurde, ist nicht bekannt). Eine recht unterhaltsame und vielleicht einfach menschliche Nebenerkenntnis war, dass die von einer Chefredakteurin geführten Journals im Durchschnitt auch häufiger Artikel von Frauen publizierten (36 bis 45% versus 20 bis 35%). Am Ende scheint es ein „multifaktorielles“ Geschehen zu sein, welches hier beobachet wurde. In den börsennotierten Unternehmen Deutschlands lag die Frauenquote bei Vorständen zuletzt bei ca. 7%, da könnten sich Aufsichtsräte doch vom Medizinjournal-Business eine Scheibe abschneiden. CB

Quelle:

Filardo G et al.: Trends and comparison of female first authorship in high impact medical journals: observational study (1994-2014). BMJ 2016; r 2;352:i847

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