Editorial

Praxis-Depesche 6/2017

Nicht nur Skandale

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
 
Die Transplantationsmedizin hat in den letzten Jahren kein sehr gutes Bild abgegeben. Ein Skandal über Organvergabe-Manipulation jagte den anderen. Und am Ende profitierten ein paar wenige – möglicherweise bevorzugte – Patienten, während das Gros der Menschen, die auf ein neues Organ warteten, dadurch benachteiligt wurden ... durch den zunehmenden Organmangel nämlich, denn die Spendebereitschaft ging in den letzten Jahren deutlich zurück: Zwischen 2007 und 2015 sanken die durchschnittlichen Organspenden pro Jahr um 21,9%, so die Deutsche Stiftung Organtransplantation.
Aber natürlich läuft nicht alles schlecht in der Transplantationsmedizin. Auch in diesem Feld schreitet die medizinische Forschung voran, worüber wir in dieser Ausgabe der Praxis-Depesche berichten. So gibt es z. B. einen neuen Score, der das Risiko einer Nierenabstoßung besser vorhersagen kann (S. 41). Sie lesen, weshalb man bei einem nierentransplantierten Patienten unbedingt einen Diabetes mellitus verhindern sollte (S. 44). Und eine weitere Studie untersuchte, ob es sinnvoll ist, in Zeiten von Organknappheit auch über 65-Jährigen nach initialem Transplantatversagen noch eine weitere Niere zu transplantieren (S. 44).
Am 3. Juni war der „Tag der Organspende“. Anlässlich dieses Tages veröffentlichte die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) eine repräsentative Befragung: Immerhin 58% der Teilnehmer hatten bereits eine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende getroffen, und diese auch der Familie oder Freunden mitgeteilt. Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister, meinte dazu, Ärztinnen und Ärzte müssten ihre Anstrengungen für eine hochwertige Transplantationsmedizin entschlossen fortsetzen. Die Chance, Patienten im Warte- oder Sprechzimmer über das Thema zu informieren, sollte man nutzen.
 
Ihr
Dr. med. Christian Bruer
Chefredakteur

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