Probleme mit der Nomenklatur

Praxis-Depesche 6/2017

Nicht „RAD", sondern „Asthma"

Nicht selten wird bei Kleinkindern mit Atemgeräuschen die Diagnose einer reaktiven Atemwegserkrankung gestellt. Dabei beschreibt dieser Begriff lediglich ein Asthma- Symptom und nicht eine eigenständige Erkrankung. Experten rufen daher dazu auf, die unnötige Bezeichnung aus dem medizinischen Jargon zu streichen.

Die „reaktive Atemwegserkrankung“ (reactive airway disease, RAD) beschreibt eigentlich nur das Auftreten einer Hyperreagibilität der Atemwege bei Patienten mit noch unbekanntem Asthma-Status. Mittlerweile werden die Begriffe „Asthma“ und „RAD“ aber fälschlicherweise synonym verwendet – und das kann zu Problemen führen. Sofern der Begriff überhaupt in der Literatur erwähnt wird (im ICD steht er nicht), wird meist nur auf Asthma verwiesen. Vor allem bei Angehörigen sorgt dies oft für Verwirrung, wenn sie sich über RAD informieren wollen.
Dass viele Ärzte ungern das Wort „Asthma“ in den Mund nehmen, wenn Kleinkinder mit asthmatischen Symptomen vorstellig werden, hat verständliche Gründe. Zum einen ist eine definitive spirometrische Diagnosestellung vor dem fünften Lebensjahr schwierig; zum anderen trägt Asthma das Stigma einer chronischen Erkrankung und löst daher bei vielen Laien Ängste aus. Denn dass Asthma-Symptome im Kindesalter oft von selbst wieder verschwinden, ist vielen Eltern nicht bekannt.
Die Autoren raten daher dazu, besser von „Kleinkind-Asthma“ oder „vorübergehendem Asthma“ zu sprechen. Schwammige Begriffe wie „reaktive Atemwegserkrankung“, „Asthma- ähnlichen Symptomen“ oder „wiederkehrendem Keuchhusten“ sollte man aber besser vermeiden. OH
Quelle:

Douglas LC, Feder KJ: RAD: reactive airways disease or really ... Pediatrics 2017; 139(1): e20160625

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