Neue Ausreden für Sportmuffel?

Praxis-Depesche 7/2015

Ob Sport bei Diabetes hilft, liegt in den Genen

Körperliche Betätigung ist für Typ-2-Diabetiker wichtig. Aber nicht alle profitieren davon im selben Umfang. Die Gene spielen wohl eine entscheidende Rolle.

Die Autoren führten ein umfangreiches systematisches Review durch (inkl. bislang unpublizierter Daten). Bekannt ist, dass bis zu 20% der Diabetiker nicht von regelmäßiger körperlicher Aktivität profitieren, sich also durch Sport weder die Glucose-Homöostase noch die Insulinsensitivität oder Mitochondriendichte im Muskel verbessern. Bei etwa 7% lässt sich sogar ein negativer Effekt nachweisen, wie z. B. Erhöhung des sys tolischen Ruhe-Blutdrucks oder Nüchtern-HDL-Senkung.
Also ging man auf die Suche nach genetischen Ursachen für diese interindividuellen Unterschiede, u. a. mit Zwillingsstudien. In der HERITAGE-Untersuchung testete man über 400 monozygote Zwillinge nach einem 20-Wochen-Sportprogramm. Und tatsächlich, man fand diverse Gen-Loci, die die Metabolismus- Antwort auf Sport beeinflussten. Andere Autoren entdeckten (allerdings bei Nicht-Diabetikern) 29 Gene, die etwa 50% der Unterschiede in der Stoffwechselreaktion auf Sport erklären, z. B. SNP rs540467 (single nucleotide polymorphism) im NADH-Gen: Personen mit G/A-Genotyp zeigen nach körperlicher Aktivität eine 33% Steigerung des ATP-Stoffwechsels (vs. 74% beim G/G-Genotyp).
„Targeted medicine“ bedeutet zukünftig für Diabetiker vielleicht auch, einen Gentest vor dem Sport durchzuführen. Manche können sich dann den Schweiß sparen. CB
Quelle:

Stephens NA, Sparks LM: Resistance to the beneficial effects of exercise ... J Clin Endocrinol Metab 2015; 100(1): 43-52

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