Dolor, rubor, calor

Praxis-Depesche 6/2005

Phlegmone - eine schwere bakterielle Hautinfektion

Mit dem angelsächsischen Terminus "cellulitis" ist im Deutschen (meist) Phlegmone gemeint - eine diffuse, akute Infektion von Epidermis, Dermis und des Subkutangewebes, evtl. mit Fieber und Abgeschlagenheit.

Im Gegensatz zum Erysipel (oberflächlich, scharf von gesunder Haut abgesetzt) charakterisiert die Phlegmose eine unscharfe Ausbreitung, auch in die Tiefe. Häufige Lokalisationen bzw. Eintrittspforten für die bakteriellen Erreger sind kleine Verletzungen, z. B. Fissuren in den Zehenzwischenräumen, Bisswunden, Body-Piercings, Bauch, Gesäß, Oberschenkel nach Fettabsaugung, am Arm nach Mastektomie, und periorbitale und perianale Phlegmone. Wichtige Differenzialdiagnosen sind nekrotisierende Fasziitis, anaerobe Clostridien-Infektion, Anthrax, Thrombophlebitis, akute Gicht, fixes Arzneimittelexanthem u. a. Diagnostisch ist das klinische Bild mit Schmerz, Rötung und Überwärmung wegweisend. Blutkulturen sind unergiebig; ein Abstrich/Aspirat zum Erregernachweis besonders bei immungeschwächten Patienten (Diabetiker) ist wünschenswert. Bildgebende Verfahren können bei V. a. Osteomyelitis helfen. Die Behandlung richtet sich nach dem vermutlichen Erreger. Am häufigsten sind Staph. aureus, A-Streptokokken, Str. viridans, Enterococcus faecalis und gramnegative Stäbchen. Entsprechend ist ein mögliches Schema bei unkomplizierten Fällen z. B. Cefazolin 1 g i.v. alle 6 bis 8 h bis zur Entfieberung, gefolgt von Dicloxacillin 0,5 g p.o. alle 6 h über 7 bis 14 Tage. Begleitend müssen das betroffene Glied hoch und ruhig gelagert und eventuelle Eintrittspforten saniert werden. Bei rezidivierenden Phlegmonen an gleicher Stelle kann eine Dauerprophylaxe mit oralem Penicillin notwendig sein. (Ko)

Quelle: Swartz, MN: Cellulitis, Zeitschrift: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE, Ausgabe 350 (2004), Seiten: 904-912

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