Nicht nur in den Tropen

Praxis-Depesche 21/2000

Pyomyositis als AIDS-Komplikation

Die Pyomyositis, eine purulente Infektion der Skelettmuskulatur, kommt in tropischen Ländern relativ häufig vor. Inzwischen tritt die Erkrankung jedoch auch in Nordamerika auf. In diesen Fällen sind vor allem HIV-Infizierte betroffen, wie im folgenden Fall.

Ein 25-jähriger Mann mit AIDS wurde mit Schmerzen im linken Oberschenkel, Fieber, Übelkeit und Erbrechen stationär aufgenommen. Die Symptomatik hatte begonnen, nachdem sich der Patient drei Wochen zuvor heftig an einer scharfen Tischkante angestoßen hatte. Mehrere Blutkulturen waren negativ, auch die Thorax-Röntgenaufnahme war ohne Befund. Im Computertomogramm zeigte sich im Bereich des linken M. femoralis ein 5 cm großer Herd. Eine Feinnadelpunktion ergab purulente Flüssigkeit, die Staphylokokken enthielt. Nach Dränage des Abszesses und intravenöser Antibiotikatherapie erholte sich der Mann vollständig. Gefährdet sind vor allem Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion mit CD4-Zellzahlen unter 200/µl oder mit AIDS-Begleiterkrankungen. Eine Leukozytose findet man bei diesen Patienten selten, Fieber dagegen fast immer. Typisch ist die langsame Entwicklung der Erkrankung über mehrere Wochen. Betroffen sind vor allem große Muskelgruppen der unteren Extremität. 90% der Fälle sind durch Staphylococcus aureus verursacht. Die Prognose ist bei rechtzeitiger Therapie gut.

Quelle: Al-Tawfiq, JA: Pyomyositis in the acquired immunodeficiency syndrome, Zeitschrift: SOUTHERN MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 93 (2000), Seiten: 330-334

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