Gefühle am Gesicht ablesen

Praxis-Depesche 9/2016

Schlafapnoe stört Gefühlswahrnehmung

Die REM-Schlafphase spielt eine wichtige Rolle für die Regulation von Emotionen. So erhöht akuter Schlafmangel das Risiko für Depressionen und führt zu einer verstärkt negativen Gefühlsreaktion. Aber auch chronische Schlafstörungen wie Insomnie und Schlafapnoe können die Wahrnehmung von Freude und Trauer beeinträchtigen.

In einer Studie sollten Personen mit bzw. ohne akutem Schlafmangel Bilder von verschiedenen Gesichtern nach den darauf gezeigten Gefühlsausdruck ordnen und die Intensität von Wut, Angst, Sorge, Freude, Trauer oder Ekel bewerten. Personen mit Schlafmangel bewerteten neutrale Bilder deutlich negativer als die Kontrollgruppe. Nun ließen Forscher den gleichen Test von 25 Patienten mit Insomnie und 19 Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe absolvieren. Ihre polysomnographisch ermittelte Schlafeffizienz war dabei auf 67 bzw. 76% reduziert, hauptsächlich aufgrund eines unterbrochenen Schlafs.
Die Kontrollgruppe bildeten 24 Personen mit normalem Schlaf. Von 42 gezeigten Bildern interpretierten diese im Schnitt 35,4 Gesichtsausdrücke korrekt. Die schlafgestörten Patienten konnten hingegen nur jeweils knapp 32 Emotionen richtig deuten (p=0,008). Ein signifikant schlechteres Ergebnis erreichten die Insomniebzw. Schlafapnoepatienten vor allem, wenn es um das Erkennen von Freude und Trauer ging.
Die Testresultate korrelierten aber nicht mit den polysomnographischen Parametern der Teilnehmer, was die Forscher auf die geringe Stichprobengröße zurückführen. Da die Insomnieund Apnoepatienten gleichermaßen schlecht abschnitten, ist ein kausaler Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zur Gefühlserkennung und einem gestörten Schlaf wahrscheinlich. OH
Quelle:

Crönlein T et al.: Impaired recognition of facially expressed emotions in different groups of patients with sleep disorders. PLoS One 2016; 11(4): e0152754

ICD-Codes: G47.3

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