Editorial: Praxis-Depesche 4/2016

Praxis-Depesche 4/2016

Scipione hilf!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

1863 wurde in dem kleinen italienischen Städtchen Almese (nahe Turin) ein Junge namens Scipione geboren. Erst wenn man seinen ganzen Namen vernimmt, erkennt man die Bedeutung dieses Ereignisses: Scipione hieß mit Nachnamen Riva-Rocci. 1896 beschrieb selbiger in der Gazzetta Medica di Torino das Prinzip der unblutigen Blutdruckmessung („Un nuovo sfigmomanometro“). 120 Jahre später ist – trotz zahlloser durchgeführter Studien – immer noch nicht klar, bei welchen Druckwerten die Normotonie aufhört und ein Hypertonus beginnt (von der Prähypertonie mal ganz zu schweigen).
Die Hypertonie selbst ist keine Krankheit, sondern ein willkürlich definierter Bereich innerhalb normalverteilter Messwerte einer biologischen Körperfunktion. Und, ja, der Bluthochdruck ist natürlich auch ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen. Aber wir wissen auch, dass ein einzelner Wert niemals die Komplexität der Natur ausreichend wiedergeben kann. Dennoch ist das Definieren von Normal-, Grenz- und Zielwerten wichtig, solange es mit Bedacht erfolgt, denn eine übereifrige Pathologisierung kann am Ende auch Patienten schaden. Und in der Praxis stellt sich häufig ohnehin nicht die Frage, ob 120 oder 130 mmHg der systolische Zielwert ist, sondern wie man die Therapietreue so hinbekommt, dass endlich nicht mehr 180 mmHg und mehr an der Quecksilbersäule anliegen.
In dieser Ausgabe der Praxis-Depesche finden Sie zahlreiche aktuelle Daten und Meinungen zur Hypertonie, z. B. auf Seite 8 (Sollte die Druckvariabilität in der Klinik eine wichtigere Rolle spielen?) oder auf Seite 10 (Studien-Steckbrief mit der Quintessenz der viel diskutierten SPRINT-Studie). Und auf Seite 21 lesen Sie, ob 133 mmHg nicht doch besser sind als 140 mmHg. Ob Riva-Rocci ahnte, dass sein Sphygmomanometer Generationen von Medizinern auf Trab halten und für Jahrhunderte in kontroverse Diskussionen verstricken würde?

 

Ihr

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