In 24 Allgemeinarztpraxen verteilte man Fragebögen an Diabetespatienten, um den größten Schwierigkeiten im Diabetesmanagement auf die Schliche zu kommen. 118 Patienten füllten den Fragebogen aus (79% mit Typ-2-, 17% mit Typ-1-Diabetes). 83% bewerteten die eigene Adhärenz als hoch (≥9 von 10 Punkten). Zwar gaben 61% der Patienten an, ihren HbA1c zu kennen, doch konnten nur die wenigsten etwas damit anfangen, wie nachfolgende Interviews mit elf der Patienten zeigten. Die meisten konnten sich unter dem HbA1c nichts vorstellen und bewerteten die Güte ihrer Diabeteskontrolle mehr anhand ihres persönlichen Empfindens von Symptomen, z. B. Gewichtszunahme oder Müdigkeit. Das größte Problem war aber der Unwillen der Patienten, ihren Lebensstil umzustellen. Zwar wurde die Diabetes-Diagnose anfänglich von den meisten Betroffenen als ein Schock-Erlebnis empfunden, doch wurde die Erkrankung im späteren Verlauf von vielen nur noch als eine störende Unannehmlichkeit angesehen. Die Medikamente stellten für die Mehrheit der Patienten eine bequeme Möglichkeit dar, einer schwierigen und unbequemen Umstellung des Lebensstils auszuweichen. Für die Praxis geben die Autoren folgende Tipps:
- Patienten die Bedeutung einer Lebensstilumstellung klar machen, ihn regelmäßig dazu motivieren und an ein geeignetes Unterstützungsprogramm verweisen.
- Statt von „HbA1c“ besser von der „Zuckerbelastung“ sprechen.
- Sich selbst und die Mitarbeiter schulen, und eine möglichst konsistente Versorgung in der Praxis gewährleisten. OH