Nach Auslandseinsatz

Praxis-Depesche 3/2016

Soldaten mit Lungenproblemen

Im Dezember 2015 verlängerte der Bundestag den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Ob sich die 480 Abgeordneten, die mit „ja“ stimmten, darüber im Klaren waren, dass damit für die Soldaten das Risiko einer „Truppeneinsatz-bezogenen respiratorischen Erkrankung“ steigt? Was sich dahinter genau verbirgt, und wie man sich heimgekehrten Soldaten mit respiratorischen Problemen nähert, lesen Sie hier.

Im Auslandseinsatz können die Lungen von Soldaten zahlreichen Noxen ausgesetzt sein, z. B. Wüstenstaub, Emissionen vom offenen Verbrennen von Müll aus Truppenlagern, Abgase der Truppenfahrzeuge oder Jets, Ölfeuer, Abgase der lokalen Industrie, kontrollierte Detonationen und nicht zuletzt Temperaturextreme. Aber auch Rauchen, biologische Stoffe (Schimmel, Nagetierexkremente) und Uran können zu pulmonalen Schäden führen.
Die chronische Exposition kann zu so genannten Truppeneinsatz-bezogenen respiratorischen Erkrankungen führen (deployment-related respiratory disease). Darunter subsummiert man u. a. Rhinosinusitis, Asthma, Stimmbandprobleme, granulomatöse Pneumonie, Emphysem, akute eosinophile Pneumonie, schnell progressive idiopathische Lungenfibrose, konstriktive und respiratorische Bronchiolitis, allergische Rhinits und COPD.
Die Autoren schlagen folgenden Algorithmus vor: Jeder Soldat (aber auch zivile Personen, die sich länger in Irak, Afghanistan oder Kuwait aufgehalten haben) mit einem der folgenden Symptome sollte weiter abgeklärt werden: Husten, Dyspnoe, Belastungsdyspnoe, auffällige Atemgeräusche, Brustenge, chronischer Schnupfen, wiederholte Sinusitiden.
Wenn diese Symptome im zeitlichen Zusammenhang mit einem Auslandsaufenthalt stehen, sollte der Hausarzt folgendes unternehmen: ausführliche Anamnese mit Fragen nach den o. g. möglichen Noxen; körperliche Untersuchung inkl. Spirometrie (mit Bronchodilatationstest). Tritt dabei eines der folgenden Probleme auf, sollte zum Pneumologen überwiesen werden: dauerhafter unerklärbarer Husten, Dyspnoe, Pfeifen, Brust enge oder Allergiesymptome; auffällige Spirometrie; deutlich reduzierte FEV1 oder FVC; unerklärbare Verschlechterung der generellen Fitness. CB
Quelle:

Krefft SD et al.: Emerging spectrum of deployment-related respiratory diseases. Curr Opin Pulm Med 2015; 21: 185-92

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x