Unklare Gynäkomastie

Praxis-Depesche 12/2016

Ursache im Gehirn

Bei einer routinemäßigen Untersuchung fand sich bei einem jungen Mann eine Gynäkomastie. Laborchemisch ergab sich ein sekundärer Hypogonadismus und ein Diabetes insipidus. Mittels MRT konnte die Ursache gefunden werden.

Bei einer routinemäßigen Untersuchung gab ein 21-jähriger Patient an, dass er seit drei Jahren eine zunehmende Schwellung beider Brüste bemerkt habe. Einige Jahre vorher hatte man bei starkem Durst und Polyurie einen Diabetes mellitus vermutet, einen solchen aber ausschließen können. Passagere Sehstörungen wurden mittels Brille korrigiert. Als Kind wurde er über einige Jahre wegen rezidivierender Krampfanfälle mit Carbamazepin behandelt. Das damals angefertigte MRT hatte keinen krankhaften Befund ergeben. Bei der klinischen Untersuchung fand sich jetzt eine Gynäkomastie beidseits und ein spärlicher Bartwuchs. Laborchemisch zeigte sich dann ein ausgeprägter Hypogonadismus mit einem deutlich erniedrigten Wert für Testosteron (23 ng/dl) und FSH (0,1 U/l) bei einem stark erhöhten Prolaktin-Spiegel. Auch die Werte für ACTH und für das Wachstumshormon waren erniedrigt. Bei der ophthalmologischen Untersuchung konnten Gesichtsfeldausfälle dokumentiert werden. Somit sprach alles für einen sekundären, also zentralen Hypogonadismus.
Zur weiteren Abklärung wurde ein MRT des Schädels durchgeführt. Hierbei fand sich eine supraselläre Raumforderung, wobei die transsphenoidal gewonnenen Biopsien immunhistochemisch ein Germinom ergaben. Dies ist ein bei Kindern sehr seltener primärer maligner ZNS-Tumor, der gut auf eine Strahlen- und Chemotherapie anspricht. PS
ICD-Codes: N62

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