Kolon-Pseudoobstruktion

Praxis-Depesche 7/2015

Verwirrung mit dickem Darm

Eine ältere Dame wurde wegen Verwirrtheitszuständen ins Krankenhaus eingeliefert. Dann entwickelte sie aber auch noch eine massive abdominale Distension. Nach der Abdomen-Übersichtsaufnahme war die Ursache schnell klar.

Bei der 70-jährigen Patientin war als Grunderkrankung eine chronische Hepatitis C mit Leberinsuffizienz im Endstadium bekannt. Nun bemerkten die Angehörigen eine zunehmende Verwirrtheit und ließen die Patientin stationär aufnehmen. Man diagnostizierte eine portosystemische Hepatoenzephalopathie und behandelte mit 20 g Lactulose alle sechs Std.
Nach einigen Tagen entwickelte sich eine deutliche abdominale, schmerzhafte Distension. Die Patientin hatte weder Fieber noch Leukozytose. In der Abdomen-Übersichtsaufnahme sah man ein luftgefülltes distendiertes Kolon. Es reichte bis zur linken Flexur und der Kolondurchmesser erreicht in diesem Bereich zwischen elf und 14 cm. In der daraufhin durchgeführten Computertomographie des Abdomens zeigte sich das massiv aufgeblähte Kolon mit einem plötzlichen Kalibersprung ins Normale im proximalen Colon descendens. Man sah keine obstruierenden Prozesse und keine Raumforderungen.
Es wurde eine „Kolon-Pseudo obstruktion“ diagnostiziert (Ogilvy-Syndrom). Zunächst behandelte man mit Infusionen und Magen- und Darmsonde. Da sich die Symptomatik weiter verschlechterte, entschloss man sich zur koloskopischen Dekompression. Diese führte dann zu einer deutlichen Verbesserung. CB
Quelle:

Alahdab F., Saligram S.: Acute colonic pseudoobstruktion. N Engl J Med 2015; 372: 4

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