Diarrhoe bei Kindern

Praxis-Depesche 11/2016

Welche Keime sind besonders relevant?

Durchfallkrankheiten stellen weltweit die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren dar. Um gesundheitspolitisch intervenieren zu können, muss man wissen, welche Pathogene dafür die größte Bedeutung haben.

Im Rahmen der Global Enteric Multicenter Study (GEMS) war vor einigen Jahren die Durchfall-Ätiologie von Kindern unter fünf Jahren aus sieben Ländern Asiens und Afrikas analysiert worden. Sie schloss 9439 Kinder mit und 13 129 ohne Diarrhoe ein. Damals wurde nach Bakterien mittels Kultur gesucht, mit EIA nach Rotaviren, Adenoviren und Protozoen und nach Noroviren, Sapoviren und Astroviren mit Multiplex-Reverse-Transkriptase-PCR. Jetzt unternahm man eine Reanalyse eingefrorener Stuhlproben von Durchfall-Kindern und entsprechende Kontrollen mit aktuellen molekularen Testmethoden (quantitative Real-Time-PCR).
Für die meisten Durchfallerreger war die Inzidenz jetzt höher als seinerzeit. Die sechs häufigsten verantwortlichen Keime waren (in absteigender Häufigkeit) Shigella spp., Rotavirus, Adenovirus 40/41, hitzestabile Enterotoxin bildende E. coli, Cryptosporidium spp. und Campylobacter spp. Eine keimbezogene Ätiologie hatten jetzt 89,3% der Diarrhoe-Fälle, gegenüber 51,5% in der ursprünglichen Studie. Die sechs häufigsten Pathogene waren jetzt für 77,8% der Erkrankungen verantwortlich. In 42,5% der Fälle wurde ein einzelner Erreger identifiziert, in 38,9% waren es zwei oder mehr.
Die Autoren plädieren dafür, dass die sechs häufigsten Durchfallerreger bei gezielten Maßnahmen im Fokus der Bemühungen stehen sollten. Die molekulare Diagnostik löst allerdings nicht alle Probleme. Wenn z. B. die Frage einer Antibiotika-Gabe gegen Diarrhoe-Bakterien im Raum steht, braucht man konventionelle Kulturen, um die Resistenzlage zu klären. WE

Quelle:

Liu J et al.: Use of quantitative molecular dia - gnostic methods to identify causes of diarrhoea in children ... Lancet 2016; 388: 1291-301

ICD-Codes: A08.2

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