ZNS-Infektionen im Alter

Praxis-Depesche 4/2017

Welche Viren spielen eine Rolle?

Im Alter von über 65 Jahren ist der Verlauf von ambulant erworbener Meningitis und Enzephalitis ungünstiger als in früheren Jahren. Ältere Patienten sind in klinischen Studien jedoch meist unterrepräsentiert, vor allem die Altersgruppe über 80 Jahren.

In Italien analysierten Forscher daher retrospektiv die Liquor-Untersuchungsergebnisse von Patienten im Alter über 65 Jahren, die wegen Verdacht auf eine Infektion des zentralen Nervensystems (ZNS) auf folgende Erreger getestet worden waren: Herpes-simplex-Virus (HSV), Varicella-Zoster-Virus (VZV), humanes Herpesvirus Typ 6 (HHV-6), HHV-7, HHV-8, Cytomegalovirus (CMV), Epstein-Barr-Virus (EBV), Enterovirus (EV), humanes Adenovirus (HAdV), humane Paraechoviren (HPeVs) und der von Zecken übertragene Frühsommer- Meningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus).
In insgesamt 65 Proben wurden Viren nachgewiesen. Die Positivitätsraten betrugen 35,4% für HSV, 23,1% für EV, 21,5% für EBV, 18,5% für VZV und 1,5% für CMV. Von den Patienten über 80 Jahren hatten 17,4% ein positives Ergebnis; bei den 65- bis 79-Jährigen waren es 9,6%. Am häufigsten wurde bei den ältesten Probanden das VZV nachgewiesen.
Die Ergebnisse bei den über 80-Jährigen unterscheiden sich beträchtlich von denen einer früheren Studie zu diesem Thema. Damals registrierte man HSV bei 3,1% der Patienten, EBV bei 1,1% und EV überhaupt nicht. Hinsichtlich EV könnten Unterschiede im Genotyp für die Diskrepanz verantwortlich sein. WE
Quelle:

Parisi SG et al.: Viral infections of the central nervous system in elderly patients: a retrospective study. Int J Infect Dis 2016; 44: 8-10

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x