Schnupfen, Husten und Co.
Weniger Antibiotika – mehr Komplikationen?
Geht eine restriktivere Verschreibung von Antibiotika gegen Infektionen der Atemwege mit einem erhöhten Komplikationsrisiko einher? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer großen britischen Studie.
Kommentar
Was bedeuten nun die in der Studie ermittelten Zahlen für die Praxis? Für eine „durchschnittliche“ britische Praxis berechneten die Autoren folgendes Szenario. Würden in den Praxen der höchsten Quartile 10% weniger Antibiotikarezepte ausgestellt, müsste mit 1,1 mehr Pneumonien pro Jahr und 0,9 mehr Peritonsillarabszessen pro Dekade gerechnet werden. Damit, so die Autoren, ist eine substanzielle Reduktion der Antibiotikaverschreibungen mit einem nur sehr geringen Anstieg der beiden oben aufgeführten Komplikationen verbunden. Die Vorteile liegen laut der Autoren auf der Hand: Rückgang der Antibiotikanebenwirkungen, und in erster Linie eine Vermeidung bzw. Verringerung der Problematik der Antibiotikaresistenzen. Vorsicht bzgl. einer verringerten Verordnungshäufigkeit ist jedoch bei Patienten mit einem erhöhten Pneumonierisiko geboten. Man sollte also diese Daten im Hinterkopf behalten und im Einzelfall abwägen.
Redaktion Praxis-Depesche
Gulliford MC et al.: Safety of reduced antibiotic prescribing for self limiting respiratory tract infections in primary care: cohort study using electronic health records. BMJ 2016; 354: i3410