Der Nutzen der FFR in der Entscheidungsfindung bei Patienten mit primär stabiler Angina pectoris ist unbestritten. Eine FFR-geleitete Revaskularisierungsstrategie wurde aber unkritisch auch auf Hochrisikopatienten extrapoliert. Inkomplette Revaskularisationen, die daraus resultieren, sind aber mit einer schlechteren Prognose assoziiert, insbesondere bei Patienten mit Diabetes mellitus und Mehrgefäßerkrankung.
Der bisher offenen Frage, wie die partielle Revaskularisation, orientiert an der FFR, gegenüber der kompletten bei Diabetikern abschneidet, ging eine niederländische Arbeitsgruppe nach. Beteiligt an der Studie waren 294 Patienten. Wenn die FFR für eine nicht signifikante Koronarläsion sprach, wurde (vorerst) auf die Revaskularisation verzichtet und medikamentös behandelt. War die FFR eindeutig pathologisch, wurden die Patienten komplett revaskularisiert.
Nach einem mittleren Follow-up von 32,6 Monaten betrugen die Häufigkeiten ernster kardiovaskulärer Ereignisse für die erste Gruppe 44,0%, für die zweite 26,6%. Zu dem Unterschied trugen vor allem die Parameter Tod oder Herzinfarkt, Rehospitalisation wegen eines akuten Koronarsyndroms und nachträgliche Revaskularisation der ausgesparten Läsionen bei.
Für die niederländischen Autoren ist die Ischämie-Einschätzung mittels FFR weiterhin der Eckpfeiler ihrer Behandlungsstrategie. Bei Patienten mit schnell progredienter Arteriosklerose, wie mit Diabetes oder akutem Koronarsyndrom, könnte aber die Kombination mit künftigen intravaskulären bildgebenden Verfahren, die Hochrisiko-Plaques identifizieren können, die bisherige Strategie verbessern. WE