Seit dem erklärten Ende der Ebolafieber-Epidemie beobachtet die WHO die 17 000 Überlebenden engmaschig, um ein Wiederaufflackern der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und offene Fragen zu klären. Denn das Ebola-Virus kann in immunologisch geschützten Nischen des Körpers weitaus länger überleben als vermutet: Eine Studie mit 93 Infizierten zeigte, dass Ebola-Virus-RNA auch zwei bis drei Monate nach Krankheitsausbruch bei 100% der Männer in der Samenflüssigkeit vorhanden war. Nach vier bis sechs Monaten ließ sich noch bei 65% der Männer Ebola-Virus-RNA nachweisen.
Bislang ging man davon aus, dass das Virus über den direkten Kontakt mit Blut oder Samen, Vaginalsekret, Muttermilch, Schweiß, Urin und Erbrochenem übertragen wird. Doch es wurden weitere Fälle bekannt: Ein 43-jähriger infizierter amerikanischer Arzt entwickelte neun Wochen nach seiner klinischen Genesung eine Uveitis – das Ebola-Virus konnte erstmals auch in Augenflüssigkeit nachgewiesen werden.
Bei einer Krankenschwester, die sich infiziert hatte, traten neun Monate nach Genesung neurologische Symptome auf, sie erkrankte an Meningitis. Hier wurde auch in der Cerebrospinalflüssigkeit Ebola detektiert. Ein Wiederaufflakkern von Ebola ist somit möglich – hingegen gibt es kaum Hinweise auf Reinfektionen. Eine erneute Ansteckung ist zwar theoretisch möglich, wenn das
Immunsystem geschwächt ist und/oder eine hohe Viruslast vorliegt, jedoch gab es bislang keinen einzigen dokumentierten Fall, so die Autoren dieser Arbeit.
Aufgrund der vielen Unsicherheiten über die Langzeitfolgen empfiehlt die WHO Überlebenden, sich und andere durch Kondome zu schützen – und zwar mindestens zwölf Monate lang, bis neue Studien die Persistenz in Vaginal- und Samenflüssigkeit untersucht haben. VW