Dass bei chronischen Rückenschmerzen zu viel Röntgenbefunde operiert werden, wird immer wieder moniert. Welche typischen altersbedingten radiologischen Zeichen tatsächlich mit klinischen Rückenschmerzen assoziiert sind, klärte man nun in Norwegen. Dabei gab es Unterschiede, ob die Beschwerden berufsbezogen oder in der Allgemeinbevölkerung auftraten.
Die Literatursichtung ergab 28 Studien, davon 22 mit Daten zur Allgemeinbevölkerung und acht mit Patienten mit berufsbedingten Rückenproblemen. Zusammen machte das über 26 000 analysierte Krankenverläufe mit dokumentierten Veränderungen in Standard-Röntgenaufnahmen des unteren Rückens.
Zwei röntgenologische Zeichen waren dabei mit tiefen Rückenschmerzen assoziiert: die Verschmälerung des Zwischenwirbelraumes und die Spondylolisthese. Die Bandscheibenverschmälerung erhöhte das Schmerzrisiko bei der Allgemeinbevölkerung um 47% und bei berufsbedingten Schmerzpatienten um 76%, wobei es keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen gab. Anders als bei der Spondylolisthesis: Sie war nur bei beruflichen Rükkenproblemen signifikant mit Lumbago assoziiert (Risikoerhöhung um 121%). Bei allen anderen Patienten zeigte sich nur eine schwache Risikoerhöhung von 12%.
Alle anderen radiologischen Zeichen hatten keinen signifikanten oder nur geringen Einfluss auf die Schmerzwahrscheinlichkeit (Spondylose, Osteophyten, Endplattensklerose, Facetten gelenk arthrose). Man sollte beim Betrachten von Röntgenbildern des Rückens bzgl. einer möglichen Schmerzursache besonders auf die Zwischenwirbelraumverschmälerung und eine Spondylolisthese achten. Letztere könnte, da die Assoziation nur bei berufsbedingten Rückenschmerzen relevant ist, eine spezifische Ursache der Lumbago darstellen. CB