Ein Mann mittleren Alters aus dem UK hatte es mit der Supplementation besonders gut gemeint: Auf Anweisung seines Ernährungstherapeuten nahm er regelmäßig mehr als 20 Nahrungsergänzungsmittel zu sich, inklusive tgl. 150.000 IE Vitamin D – weit mehr als den empfohlenen Tagesbedarf.
Ein Monat nach Beginn dieses Mammutprogramms stellten sich erste Symptome ein, die sich über weitere drei Monate verschlimmerten. Der Mann litt an Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Beinkrämpfen, Tinnitus, Xerostomie, erhöhtem Durst und Durchfall. Zudem verlor er 12,7 kg an Gewicht. Im Krankenhaus offenbarte ein Blutbild einen Serum-Vit.-D-Spiegel > 400 nmol/l (als optimal gelten 30 - 50 mg/l). Hinzu kamen eine Hyperkalzämie von 3,9 mmol/l (Referenzbereich: 2,2 - 2,6 mmol/l) und eine akute Niereninsuffizienz (Kreatinin: 166 μg/l, Referenz: 64 - 106 μmol/l), Harnstoff: 13,4 mmol/l (Referenzbereich: 2,5 - 7,8 mmol/l). Auch der Magnesiumspiegel war erhöht.
Sämtliche Präparate wurden abgesetzt. Über acht Tage wurde der Patient i.v. rehydriert, auf Bisphosphonate gesetzt und seine Blutwerte überwacht. Danach wurde er unter Fortsetzung der Bisphosphonattherapie entlassen. Zwei Monate später war sein Kalziumspiegel auf 2,6 mmol/l gesunken, der Vit.-D-Spiegel lag aber immer noch > 400 nmol/l. Grund dafür ist die lange Halbwertszeit von Vit. D (rund zwei Monate). Aufgrund des langsamen Abbaus können die Symptome der Intoxikation noch über Wochen nach dem Absetzen anhalten. OB