Astronauten und Bettlägerige

Praxis-Depesche 1-2/2018

3 Minuten intensives Sprungtraining reicht

Mit konsequentem körperlichem Training müssen Astronauten gegen Muskelatrophie vor allem ihrer Beinmuskulatur und die kardiovaskuläre Dekonditionierung ankämpfen. Statt stundenlangem Schwitzen auf dem Crosstrainer oder Gewichtsübungen reicht dafür aber schon ein dreiminütiges hochintensives Sprungtraining aus. Auch bettlägerigen, älteren und sehr inaktiven Patienten kann man so „auf die Sprünge helfen“.

Um neue Trainingsmodalitäten für Astronauten zu testen, wird die in der Schwerelosigkeit reduzierte Belastung der unteren Extremitäten meist in Form von Bettlägerigkeit simuliert. So tat man es auch in einer aktuellen Studie, in der man 23 gesunden jungen Männern 60 Tage lang strikte Bettruhe verordnete. Zwölf von ihnen absolvierten in dieser Zeit an sechs Tagen pro Woche ein hochintensives Sprungtraining mithilfe eines mechanischen Schlittensprungsystems. In dem System lagen die Probanden rücklings auf einer Liege, die sich durch Abdrücken mit den Beinen auf Schienen horizontal bewegen ließ. Auf der Schienenliege führten die Männer entgegen eines festgelegten Widerstandes einige kraftvolle Sprünge aus, gefolgt von kurzen Pausen. Das hochintensive Intervalltraining (HIT) dauerte im Schnitt gerade einmal drei Minuten.
Der Effekt des Kurztrainings war beachtlich. Während in der bettlägerigen Kontrollgruppe Einbußen von bis zu 2,6% der tibialen Knochenmineraldichte (BMD), 5% der Beinmuskel-Magermasse, 40% des Knieextensionsmoments sowie 30% der maximalen Sauerstoff-Aufnahmekapazität verzeichnet wurden, blieben die Springer genauso fit wie sie vorher waren. Die eine Übung reichte aus, sowohl Muskel- und Knochenmasse als auch die kardiovaskuläre Fitness zu erhalten. Das kurze Training eignet sich daher wohl auch hervorragend für Astronauten, ebenso wie für Männer und Frauen, die viel sitzen, insbesondere jene mit erhöhtem Osteoporoserisiko. OH
Quelle:

Kramer A et al.: How to prevent the detrimental effects of two months of bed-rest on muscle, bone and cardiovascular system: an RCT. Sci Rep 2017; 7: 13177

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