Zeit sparen bei Auswertung der RR-Selbstmessung

Praxis-Depesche 7/2017

3-von-10-Regel bewährt sich

Für die Blutdruckkontrolle wird neben der 24-Stunden-Messung die tägliche Selbst-Messung empfohlen. Jetzt konnte in einer Studie gezeigt werden, dass die Analyse der letzten zehn gemessenen Werte ausreicht, um beurteilen zu können, ob der Blutdruck zufriedenstellend eingestellt ist.

Kommentar

Die in dieser Studie validierte 3-von-10-Regel bietet sich für den Praxisalltag an. Jedoch gibt die Studie keine Antwort auf die Frage nach dem idealen Blutdruck-Zielwert – eine Diskussion, die nach der SPRINT-Studie wieder neu entfacht ist. Auch wird der diastolische Blutdruck vollkommen ausgeklammert. Bedenken sollte man auch, dass eine zuverlässige Selbst-Messung einer intensiven Schulung des Patienten bedarf. Last but not least sind als Endpunkte nur Surrogat-Marker gewählt worden, harte klinische Endpunkte fehlen bisher.

Jarrett JB et al.: PURLs: Monitoring home BP just got easier. J Fam Pract 2016; 65: 719-22
Blutdruckmessungen in der Klinik oder in der Praxis sind wegen des Weißkitteleffektes nicht zuverlässig. Deshalb werden Messungen im Alltag empfohlen. Goldstandard ist die ambulante 24-Stunden-Messung. Von einer guten Blutdruckeinstellung kann man ausgehen, wenn der so bestimmte durchschnittliche 24-Stunden-Wert <130 mmHg systolisch liegt. Werden nur Tagesmessungen berücksichtigt, liegt der Grenzwert bei <135 mmHg systolisch. Als Alternative werden Selbst-Messungen empfohlen, zumal das 24-Stunden-Monitoring nicht immer zur Verfügung steht. Doch die meist mittels Handaufzeichnungen vom Patienten dokumentierten Messwerte sind für den Arzt oft nur schwer interpretierbar.
In einer Studie, in der man die Ergebnisse der Selbst-Messungen mit denen der 24-Stunden- Messung verglich, wurde nun gezeigt, dass die Analyse der letzten zehn gemessenen Werte vollständig ausreicht, um die Qualität der Einstellung zuverlässig beurteilen zu können. Liegen drei der zehn Messwerte ≥135 mmHg systolisch, ist der Blutdruck nicht ausreichend eingestellt und eine Intensivierung der antihypertensiven Medikation erforderlich.
Diese Regel korrelierte am besten mit den Ergebnissen der 24-Stunden-Messung. Bei solchen Patienten fanden sich eindeutige Hinweise für Endorganschäden am Herzen. Patienten mit nur zwei oder weniger Messwerten ≥135 mmHg systolisch schnitten dagegen signifikant besser ab. Diese 3-von-10-Regel ist daher eine gut praktikable Methode, um die Qualität der Blutdruckeinstellung schnell und zuverlässig beurteilen zu können. PS
Quelle:

Sharman JE et al.: Pragmatic method using blood pressure diaries to assess blood pressure control. Ann Fam Med 2016; 14: 63-9

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