Langzeitstudien haben gezeigt, dass die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung keine reine Kinderkrankheit ist. Nach neuesten Daten dürften fast 66% der als Kinder Betroffenen im Erwachsenenalter mindestens ein Symptom aufweisen, das sie in klinisch relevantem Maß beeinträchtigt, berichten kanadische Spezialisten.
Die ADHS ist durch Verhaltens- und kognitive Symptome wie Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Desorganisation und Impulsivität geprägt. Sie müssen schwer sein und eine dauernde, relevante Beeinträchtigung mehrerer Domänen des Lebens verursachen, um die Diagnose zu rechtfertigen. Bei Kindern sind Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit die größten Probleme. Bei Erwachsenen geht erstere zurück, doch die übrigen führen zu eingeschränkter Funktionsfähigkeit daheim wie bei der Arbeit. Betroffene klagen vor allem über Schwierigkeiten beim Planen und Durchführen von Aufgaben, die sich bei höherer Ausbildung oder im Beruf stellen. Folgen sind niedrigere Einkommen, mehr Autounfälle, höhere Scheidungsraten u. a. m.
Die Erstdiagnose beim Erwachsenen ist eine komplexe Aufgabe. Eine Diagnose im Kindesalter oder dazu passende Symptome sind erforderlich, doch eine derartige Anamnese kann bei sehr intelligenten und / oder Personen mit primär aufmerksamkeitsbezogenem Subtyp fehlen. Beeinträchtigungen fallen z. T. erst dann auf, wenn Strukturen und Unterstützung bei steigenden Anforderungen abnehmen.
Unausgereifte Kriterien
Nach DSM-IV TR müssen die Symptome vor dem Alter von sieben Jahren begonnen haben, müssen für das Alter unpassend sein, Beeinträchtigungen in mehreren Domänen verursachen und dürfen keine anderen Ursachen haben. Es gibt drei ADHS-Subtypen: vorwiegend unaufmerksam, vorwiegend hyperaktiv-impulsiv und den kombinierten Typ. Ein Erwachsener muss sechs der neun im DSM-IV aufgelisteten Symptome in mindestens einem Subtyp aufweisen mit über mindestens sechs Monate relevanten Beeinträchtigungen. Es gibt vier wichtige Einschränkungen bei der Verwendung des DSM-IV für Erwachsene. 1. Die Kriterien wurden in Studien mit Kindern ermittelt und auf der 93. Perzentile festgesetzt, bei Erwachsenen entspricht dies der 99. Daher gibt es die Ansicht, fünf Symptome sollten ausreichen. 2. Die Hyperaktivitätszeichen sind nun nicht altersgemäß. 3. Die Erinnerung an Kindheitssymptome kann schwierig sein, Verwandte fehlen evtl., deshalb der Vorschlag, nur einen Beginn vor dem zwölften Lebensjahr zu fordern. 4. Das Messen relevanter Beeinträchtigungen ist bei Erwachsenen noch schwieriger.
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