Von 988 zufällig ausgewählten Ärzten berichtete knapp die Hälfte, dass ihnen bereits einmal von Patienten oder deren Angehörigen gedroht worden sei, meist in Form einer Beschwerde bei Bezirksamtsarzt, Gesundheitsbehörde oder Klinikchef. Alle teilnehmenden Ärzte wurden aufgefordert, sich bei fünf verschiedenen Fallsimulationen für eine der vorgegebenen Vorgehensweisen zu entscheiden. Die Ärzte, die bereits negative einschlägige Erfahrungen hatten, fällten keine anderen Entscheidungen als die noch nie bedrohte Gruppe. Bei der Hälfte der Ärzte enthielten einige der Szenarios Patienten-Drohungen wie die Presse einzuschalten bzw. eine Beschwerde einzureichen, wenn nicht eine Überweisung zum Spezialisten erfolgte. Enthielt die Fallsimulation eine solche Drohung, entschieden sich mehr Ärzte für ein defensives Vorgehen.
Wenn Patienten drohen
Praxis-Depesche 20/2001
Ärzte in der Defensive
Ob es in den ärztlichen Entscheidungsprozess eingreift, wenn Patienten ihren Wünschen durch Drohungen Nachdruck verschaffen, wurde in Norwegen untersucht.
Quelle: Kristiansen, IS: Threats from patients and their effects on medical decision making: a cross-sectional, randomised trail, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 357 (2001), Seiten: 1258-1261