Bisher war man sich uneinig, ob eine antihypertensive Therapie bei Patienten mit Schlaganfall oder Herzinfarkt ebenso effektiv ist wie bei Patienten ohne manifeste Herz-Kreislauf-Erkrankung. Ebenfalls unklar war, ob eine medikamentöse Blutdrucksenkung auch dann sinnvoll ist, wenn der Blutdruck sowieso schon im Normbereich liegt, also unter 140/90 mmHg.
Prof. Kazem Rahimi und sein Team von der Universität Oxford haben die nach eigenen Angaben „größte und detaillierteste Studie“ zu diesem Thema durchgeführt: Eine Metanalyse von 48 randomisierten klinischen Studien mit über 300.000 Patienten.
In der Behandlungszeit von durchschnittlich vier Jahren reduzierte jede Senkung des systolischen Blutdrucks um 5 mmHg das relative Risiko für größere kardiovaskuläre Ereignisse um 10 %. Das Risiko für einen Schlaganfall fiel um 13 %, das für eine koronare Herzerkrankung um 7 % und das für eine Herzinsuffizienz um 5 %. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Patienten kardiovaskulär vorerkrankt waren oder nicht. Besonders erstaunlich war, dass auch der Ausgangsblutdruck keine Rolle spielte – dass also Patienten mit einem Ausgangswert von 120 mmHg ebenso deutlich von der Blutdrucksenkung profitierten wie diejenigen mit einem Wert von 170 mmHg.
Unabhängig von Vorerkrankungen und Ausgangsblutdruck bietet also eine stärkere medikamentöse Blutdrucksenkung auch einen größeren kardiovaskulären Schutz. Die Entscheidung, Antihypertensiva zu verschreiben, sollte deshalb nicht alleine auf der Diagnose einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder dem aktuellen Blutdruck beruhen, so die Studienautoren. Vielmehr sollten Blutdruckmedikamente als ein wirksames Mittel zur Senkung des kardiovaskulären Risikos betrachtet werden, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls erhöht ist. RG