Komplikationen bei fokaler Epilepsie

Praxis-Depesche 7/2005

Arrhythmien und Asystolie häufiger als vermutet

Epilepsie ist eine häufige und schwere neurologische Erkrankung. Die betroffenen Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an einem plötzlichen, unerwarteten Tod zu versterben. Spezialisten aus London haben nun untersucht, wie häufig Herzrhythmusstörungen bei Patienten mit Krampfanfällen auftreten.

20 Patienten mit refraktären fokalen Krampfanfällen wurden in die Studie eingeschlossen. Ihnen wurde ähnlich wie bei einer Herzschrittmacher-Implantation ein miniaturisiertes EKG-Gerät (Loop-Recorder) unter Lokalanästhesie in eine präpektorale Nische auf der linken Seite implantiert. Dieses Gerät konnte entweder vom Patienten oder seinen Angehörigen bei Anfällen aktiviert werden (und speicherte dann Daten acht Minuten zurück und zwei nach vorn), oder aktivierte sich bei Rhythmusstörungen selbst (Herzfrequenz unter 40 oder über 140/min). EKG-Aufzeichnungen waren damit über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten möglich. Bei insgesamt 377 Krampfanfällen konnten EKG-Aufzeichnungen auf diese Weise gemacht werden. Bei 16 Patienten stieg die mediane Herzfrequenz während der Anfälle über 100 Schläge pro Minute. Iktale Bradykardien mit Frequenzen unter 40 Schläge pro Minute waren selten. Sie traten bei 2,1% der aufgezeichneten Krampfanfälle bei insgesamt sieben Patienten auf. Vier Patienten (21%) hatten wiederholt Bradykardien oder asystole Perioden; ihnen wurde daraufhin ein Schrittmacher implantiert. Drei dieser vier Patienten (insgesamt 16% aller Studienteilnehmer) hatten potentiell bedrohliche Asystolien, die auch tödlich hätten enden können. Die klinischen Charakteristika der Epilepsie-Patienten mit peri-iktalen Herzrhythmusstörungen waren denjenigen von Patienten sehr ähnlich, die am stärksten durch einen plötzlichen Tod bei Epilepsie gefährdet sind. Möglicherweise liegt in vielen Fällen eine Asystolie diesen Todesfällen zugrunde. Wenn diese Vermutung in weiteren Studien bestätigt werden kann, so hat das weit reichende Folgen für gefährdete Patienten, die dann nämlich untersucht und zum Teil mit einem Herzschrittmacher geschützt werden könnten. (MO)

Quelle: Rugg-Gunn, FJ: Cardiac arrhythmias in focal epilepsy: a prospective long-term study, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 364 (2004), Seiten: 2212-2219

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