PRAXIS-TIPP: Hautinfektionen

Praxis-Depesche 9/2015

Art des Keimbefalls abschätzen

Diffuse Hautinfektionen werden im Angelsächsischen als cellulitis bezeichnet (bei uns etwa Phlegmone oder Erysipel). Die Kenntnis des ursächlichen Erregers erleichtert eine wirksame Therapie ... und es gibt einen guten Prädiktor.

Eine solche Infektion betrifft Dermis und subkutane Gewebe der Haut. Die mikrobiologische Diagnose ist oft schwierig. Nadel-Aspirate, Hautbiopsien und Blutkulturen sind meist wenig ergiebig. Komplizierter wird die Situation noch durch die weltweite Ausbreitung multiresistenter Staph. aureus (MRSA), die mittlerweile auch in der ambulanten Bevölkerung zirkulieren (CA-MRSA). Eine Arbeitsgruppe in Taiwan versuchte mit einer retrospektiven Kohortenstudie die Charakteristika solcher Infektionen zu definieren. Von 465 Patienten hatten 369 eine nonpurulente und 96 eine purulente cellulitis. In den nichteitrigen Fällen wurde der Erreger in 35,5% der Fälle identifiziert (meist betahämolysierende Streptokokken). Bei Eiterbildung fand man die Keime in 83,3% der Fälle. Hier überwog Staph. aureus; 50% der Stämme waren MRSA. Purulenz war ein Prädiktor für das Vorliegen von MRSA. In der nichtpurulenten Gruppe wurde überwiegend Penicillin verabreicht, in der purulenten Oxacillin. In ersterer wurde ein wirksames Antibiotikum öfter gegeben als in letzterer (83,2% versus 53,8%). Die empirische Antibiotikatherapie diffuser Hautinfektionen muss die lokalen Sensitivitätsdaten der ambulanten Staphylokokken berücksichtigen. Dabei ist es aber sinnvoll, auch zwischen purulenten und nichtpurulenten Läsionen zu unterscheiden, wie es die 2011 IDSA guidelines (Infectious Diseases Society of America) empfehlen. WE

Quelle:

L ee C-Y et al.: Clinical and microbiological characteristics ... BMC Infect Dis 2015; 15: 311

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