Therapie der hochaktiven MS mit Alemtuzumab

Neuro-Depesche 1-2/2021

Auch auf lange Sicht wirksam behandeln

Nachdem das Pharmakovigilanz-Verfahrens der EMA zu Alemtuzumab (Artikel 20) abgeschlossen wurde, kann Alemtuzumab bei MS-Patienten wieder als Erst- und Zweitlinientherapie eingesetzt werden.* Die Behandlungsmöglichkeiten mit dem hocheffektiven Anti-CD52-Antikörper standen im Fokus einer virtuellen Fach-Presseveranstaltung von Sanofi-Genzyme. U. a. kann die Therapie vorbestehende Behinderungen bessern und die Konversion zu einer sekundär progredienten MS (SPMS) verhindern.
Praxisfazit
* Alemtuzumab ist heute indiziert bei Patienten mit rasch fortschreitender schwerer RRMS (definiert durch ≥ 2 Schübe mit Behinderungsprogression in einem Jahr, mit ≥ 1 Gd-anreichernden Läsionen im MRT-Hirnscan oder mit einer signifikanten Zunahme der T2-Läsionen gegenüber einer kürzlichen MRT. Eine weitere Indikation besteht bei Patienten mit einer trotz vollständiger und angemessener Behandlung mit ≥ 1 DMT hochaktiven RRMS.
Für Patienten mit hochaktiver MS (HAD) liegen aus den Verlängerungen der Studien CARE-MS I und II Langzeitdaten vor (TOPAZ-Studie), berichtete Prof. Christoph Kleinschnitz, Essen. Danach erhielten 56 % der Patienten über acht bzw. 41 % über neun Jahre keine zusätzliche(n) Behandlungsphase( n) mit Alemtuzumab und auch keine andere krankheitsmodifizierende Therapie (DMT).
Dabei wurden auch in der HAD-Subgruppe der TOPAZ-Studie eine anhaltende Reduktion der Schubrate (ARR) und positive Effekte auf die Behinderung erzielt. „Die Mehrzahl der Alemtuzumab-Patienten mit hochaktiver Erkrankung hatte in jedem Jahr während des achtjährigen Beobachtungszeitraums konstante oder sogar verbesserte EDSS-Werte“, so der Neurologe. Bei den CARE-MS II-Teilnehmern mit HAD resultierte ebenfalls eine konsistente Reduktion der ARR. Die EDSS-Werte blieben über neun Jahre bei 68 % der Patienten stabil und besserten sich bei 23 %. Zudem bremste Alemtuzumab in beiden Langzeitstudien die MS-bedingte Hirnatrophiezunahme.
Die Nachbeobachtung der CARE-MS-Teilnehmer zeigt ferner, dass die Impulstherapie den Übergang in eine SPMS hinauszögerte: Deren Kriterien erfüllten nach sechs Jahren 2,5 % der Patienten, während die Konversionsrate in der vergleichbaren MSBase-Kohorte 18 % betrug.
Interessanterweise erreichten Nebenwirkungen autoimmuner Art nach drei bis vier Jahren einen Peak – und nahmen danach ab, so Kleinschnitz. Auch die Häufigkeit von Infektionen war rückläufig.
Schon 2020 hatte die EMA das positive Nutzen-Risiko-Profil von Alemtuzumab bestätigt – und die Indikation präzisiert.* Kleinschnitz ist „sehr froh, dass uns diese Behandlungsoption nach Abschluss des Artikel-20-Verfahrens weiterhin zur Verfügung steht.“ JL
Quelle: Virtuelle Fach-Presseveranstaltung „ MS Praxis – Fokus Alemtuzumab. 26. Nov. 2020

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